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Workshop 1/4: Kabelmessen mit dem Multimeter – denn ein defektes Kabel kann deinen ganzen Gig lahmlegen

Jedes einzelne Verbindungskabel ist wichtig! © Marvin Ahlers, Pixabay

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit benutzen wir prinzipiell die weibliche Form bei Berufsbezeichnungen und anderen nicht geschlechtsneutralen Substantiven.

Defekte Kabel auf der Bühne oder im Studio können gewaltige Probleme verursachen. Doch das muss nicht sein. In diesem 4-teiligen Workshop lernst du den einfachen Umgang mit einigen Tools wie Kabeltester, Multimeter und Lötkolben. Damit kannst du zuverlässig Fehler diagnostizieren, erkennen und dann Kabel selbst reparieren oder auch neue Kabel selbst konfektionieren. So machst du dir das Leben auf der Bühne oder im Studio deutlich leichter.

Wir haben seit geraumer Zeit ein YouTubeVideo  online, in dem wir zeigen, wie einfach du schnell und problemlos die eigenen Kabel mit einem günstigen Multimeter auf Fehler und Funktion messen kannst und dabei viele Probleme von vornherein vermeidest. Weil dieses Video schon einige 10.000 mal angesehen wurde, nehmen wir das zum Anlass, euch diesen kleinen Workshop anzubieten, mit dem kaputte Kabel der Vergangenheit angehören. Das Video schaust du am besten zur Schritt-für-Schritt Anleitung ab Punkt 4.

Gut für dich:
All das ist von JEDEM, der interessiert ist, recht einfach zu lernen
und nachzumachen, – es gibt von uns außerdem zum Thema Begleitvideos –
und die eingesetzten Instrumentarien sind nicht teuer.

1. Warum ist das Testen von Kabeln so wichtig?

Ob auf der Bühne, im Studio oder im Proberaum: Ein einziges defektes Kabel kann Deinen gesamten Sound lahmlegen. Ein Knacken im Signal oder sogar völliger Tonausfall sorgen für Stress – vor allem, wenn’s mitten im Gig passiert. Ein defektes Stromkabel kann Leben kosten. Regelmäßige Kontrollen verhindern solche Katastrophen – Die beste Vorsorge ist allerdings:

  • Beim Kauf auf hochwertige Kabel und Stecker achten. Kabel im Bühneneinsatz müssen robuster sein als z.B. interne Rackverkabelungen.
  • Die Kabel keinen unnötigen mechanischen Belastungen oder Zug aussetzen, pfleglich behandeln und sauber aufwickeln.
  • Redundanz. Für den Ernstfall Ersatzkabel bereit halten.
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Reparieren statt wegwerfen hilft Geld zu sparen. Ein kaputtes Kabel muss nicht gleich in den Müll. Meist ist nur eine kleine Reparatur nötig, um es wieder funktionsfähig zu machen. Das spart nicht nur Geld, sondern reduziert auch Elektroschrott – gut für Deinen Geldbeutel und die Umwelt.

Kein Fake, sondern ein Bild aus der Praxis © Engelmann Promotion

Solch ein „Sauhaufen“ ist eine Brutstätte für defekte Kabel © Engelmann Promotion

Pannen vorbeugen

Wenn du die Kabel regelmäßig überprüfst, entdeckst du schadhafte Stellen schon frühzeitig. So kannst du verhindern, dass ein Wackelkontakt ausgerechnet dann zuschlägt, wenn es am wenigsten passt. Und Hand aufs Herz: Niemand möchte während eines Konzerts oder einer Aufnahme hektisch nach Ersatzkabeln suchen (Die dann oft nicht einmal vorhanden sind).

Fehler schnell identifizieren

Im Fehlerfall lässt sich mit etwas Übung auch im Einsatz schnell ein defektes Kabel ausmessen. Lieber sicher messen als Vermutungsroulette.

Erweiterter Nutzen

Mit etwas Übung kannst du bald schon gut mit dem Multimeter umgehen, solange es um einfache Durchgangsprüfungen bei Kabeln geht. Schon deswegen lohnt es sich, diesen kleinen Kurs zu absolvieren. Ansonsten brauchst du ein Messinstrument, das du ab ca. 20,- € aufwärts bekommst. Das lässt sich genauso gut im Haushalt und bei vielen Hobbys verwenden. Mit erweiterten Kenntnissen lassen sich damit auch weitere Messungen wie Batteriezustand, Schalterstatus, 230 Volt Spannungen etc. messen.

Wichtig zu wissen:
Bitte an Spannungen ab 50 Volt aufwärts nur mit den
entsprechenden Kenntnissen agieren! Falscher Ehrgeiz kann hier
nur zu lebensgefährlichen Stromunfällen oder Bränden führen.

Abgezogene, spannungsfreie Kabel kannst du messen, das ist Okay. Alles weitere solltest du einer Fachkraft überlassen.

2. Das richtige Equipment auswählen

Damit die Tests einfach und zuverlässig funktionieren, benötigt man ein passendes Multimeter. Hier ein Überblick über die wichtigsten Features:

Robuste Bauweise

Das Multimeter sollte einiges aushalten. Im Proberaum oder auf der Bühne kann es schnell mal zu Boden fallen oder in der Technik-Tasche rumfliegen. Ein stabiles Gehäuse, am besten in einer gummierten Schutzhülle ist daher ein Muss.

Arbeitsbeleuchtung

In dunklen Umgebungen – etwa hinter dem Mischpult oder bei Gigs – ist ein beleuchtetes Display äußerst hilfreich. Das spart nicht nur Zeit, sondern bewahrt Dich auch vor Fehlern beim Ablesen.

Hochwertige Messleitungen

Die Qualität der Messkabel und -spitzen ist entscheidend. Billige Messleitungen haben oft selbst Wackelkontakte oder brechen schnell. Achtet Sie darauf, dass die Kabel robust und gut isoliert sind.

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Wichtige Funktionen

Die wichtigsten Modi für unseren Workshop sind:

  • Durchgangsprüfer mit akustischem Signal erkennt Leitungsunterbrechungen.
  • Eine Widerstandsmessung dient dazu den Zustand der Leitfähigkeit der Kabel genauer zu überprüfen.

Digitaler Multimeter © Engelmann Promotion

Digitales Multimeter © Engelmann Promotion

Alle anderen Funktionen wie Spannungs- Strom- Kapazitätsmessungen und weitere interessieren uns an dieser Stelle erstmal nicht. Der geübte Nutzer kann solche Funktionen allerdings oft in anderen Zusammenhängen gut gebrauchen und kann das bei der Auswahl seines persönlichen Multimeters berücksichtigen.

3. Vor der Messung kommt die Sichtprüfung

Sichtprüfung: Untersuche das Kabel optisch und haptisch. Sind Risse oder Löcher im Kabelmantel? Sind die Stecker verbogen oder verrostet? Gibt es im Kabel Stellen, die dünner oder dicker sind als der Rest, ist das Kabel stark verwellt? Dann solltest du entschieden, ob es überhaupt noch einsatzfähig ist. Brauchbare Reste können ggf. weiter verwendet werden bevor das Kabel komplett entsorgt wird.

Die Kabel in Augenschein nehmen.
Eine genaue optische Untersuchung bringt schnell mögliche Schadstellen zutage.

4. Vorbereitung: Was du zum Messen brauchst

Bevor es losgeht, sorge dafür, dass du alle benötigten Dinge parat hast:

  • Das Kabel, das Du testen möchtest: Egal, ob XLR-, Klinken-, Speakonkabel oder – what else – alle lassen sich mit einem Multimeter prüfen.
  • Ein funktionierendes Multimeter: Prüfe, ob die Batterien auch geladen sind. Nichts ist frustrierender, als mitten im Check ohne Strom dazustehen.
  • Etwas Platz: Lege das Kabel in voller Länge aus, damit alle Stellen problemlos sicht- und erreichbar sind.
  • Eventuell eine kleine Fixierhilfe als Steckerhalter, um beim Messen beide Hände frei zu haben.

Alles das, was du hier im Video siehst, gehen wir im nachfolgenden Text Schritt für Schritt durch:

5. Schritt: Durchgangsprüfung

Die Durchgangsprüfung – oft auch als „Pieps-Test“ bekannt – ist die schnellste Methode, um zu überprüfen, ob Dein Kabel grundsätzlich funktioniert. Wir können jetzt das Multimeter einstellen und testen:

  1. Stelle das Multimeter auf den Durchgangsmodus (oft mit einem Lautsprecher- oder Diodensymbol gekennzeichnet).
  1. Schalte das Gerät ein und sieh zu, dass sich die Messspitzen nicht berühren. Das Display sollte jetzt eine „1“ oder „Overflow“ anzeigen, und der Lautsprecher nicht piepsen.
  1. Halte jetzt die Messspitzen aneinander. Das Multimeter sollte auf dem Display einen Widerstand nahe 0 Ohm anzeigen und der Lautsprecher sollte einen Piepston von sich geben.

Wir wissen jetzt, dass unser Multimeter korrekt funktioniert und auch die Messkabel keinen Defekt haben.

Kabel-Enden untersuchen

Die meisten Kabel sind an beiden Enden an gleichen Steckeranschlüssen verbunden. Also bei XLR 1/1, 2/2, 3/3 . Bei Klinken: Tip/Tip, Ring/Ring, Sleeve/sleeve (Bei Spezialkabeln wie Polwender, Asymetrierer,  Groundliftkabel  etc. gilt das nicht und sollte bei Messungen beachtet werden). Verschiedene Belegungsmöglichkeiten mit XLR-Cinch- oder Klinkenarmaturen siehst du in den folgenden Diagrammen:

© Sengpiel

© Sengpiel

Je nach Kabeltyp untersuchst Du jetzt die einzelnen Kontakte:

  • XLR-Kabel: Halte eine Messspitze an Pin 1 (Schirm) des ersten Steckers und die andere an Pin 1 des zweiten Steckers.
  • Piept es oder zeigt das Multimeter 0 Ohm an? Perfekt, hier ist Durchgang vorhanden.
  • Wiederhole den Test für Pin 2 und Pin 3.

© Sengpiel

© Sengpiel
  • Klinkenkabel (TRS und TS):
  • TRS (Stereo): Miss von Tip zu Tip, Ring zu Ring und Sleeve zu Sleeve.
  • TS (mono): Miss von Tip zu Tip und Sleeve zu Sleeve.

Wackelkontakttest

Wackel´ vorsichtig am Stecker und ziehe leicht am Kabel. Beobachte den Messwert oder höre auf das Piepsen. Schwankt der Wert oder gibt es Unterbrechungen, deutet das auf einen Wackelkontakt hin.

Nimm´ dir etwas Zeit für den Wackelkontakttest.
Dabei ziehst und am Kabel und schlenkerst es leicht,
um versteckte Fehler aufzuspüren.

Auf vorhandene Kurzschlüsse überprüfen

Halte die Messspitzen an zwei verschiedene Pins (z. B. Pin 1 und Pin 2 bei einem XLR-Kabel). Hier sollte kein Durchgang vorhanden sein. Falls doch, liegt ein Kurzschluss zwischen den Leitern vor oder es das Kabel ist eine Spezialanfertigung.

6. Schritt: Widerstandsmessung (Ohm-Bereich)

Wenn Du den Zustand Deines Kabels noch genauer prüfen willst, misst Du den Widerstand.

Ohm-Bereich einstellen

  • Stelle das Multimeter auf den passenden Bereich ein (z.B. 200 Ohm).
  • Miss jetzt die Kontakte wie bei der Durchgangsprüfung.

Werte ablesen

  • Ein intaktes Kabel hat oft einen Widerstand von nur wenigen Zehntel Ohm.
  • Längere Kabel können einen etwas höheren Widerstand (1-2 Ohm) aufweisen.
  • Zeigt das Multimeter einen hohen Wert oder „unendlich“, ist das Kabel wahrscheinlich unterbrochen oder hat massive Schäden.

Kleiner Tipp:
Auch hier lohnt sich der Wackelkontakttest.
Schwankt der gemessene Widerstand stark, könnte das Kabel, je nach Fehlerart, reparabel sein.

7. Reparieren statt wegwerfen

Ein defektes Kabel ist kein Grund, es direkt auszumustern. Mit ein paar einfachen Schritten kannst Du es oft retten:

  • Stecker öffnen: Löse die Zugentlastung und schraube das Steckergehäuse auf.
  • Prüfen der Lötpunkte: Sind sie gebrochen oder sehen matt und rissig aus? Solche Stellen sauber nachlöten.
  • Kabelmantel prüfen: Kontrolliere, ob die Litzen gebrochen sind oder leere Stellen sichtbar sind. Gegebenenfalls beschädigte Teile austauschen.
  • Noch ein kleiner Tipp: Kabel brechen gerne unmittelbar hinter den Steckern, da hier die Beanspruchung durch häufiges Biegen am höchsten ist. In diesem Fall einfach das Kabel steckerseitig um ca. 20 cm kürzen und neu verlöten.

Wieder zusammenbauen

Sorge dafür, dass alles fest sitzt, und ziehe die Zugentlastung fest an. So verhinderst du, dass das Kabel bei Belastung wieder aus dem Stecker rutscht. Mit etwas Übung bist du schnell und einfach in der Lage Kabel selber zu konfektionieren, zu löten oder zu reparieren.

Kabel sind die Lebensadern jeder Installation

Du bist also mit etwas Aufwand immer im grünen Bereich. Ein defektes Kabel kann dich bei einem Gig und auch im Studio richtig ausbremsen. Mit einem Multimeter und ein wenig Geduld erkennst du solche Probleme rechtzeitig – und kannst sie mit etwas Übung jetzt auch selbst beheben. Einem erfolgreichen Gig steht nun nix mehr im Wege …

Doch „der Krug geht nur solang zum Brunnen, bis er bricht“
Ewig kann auch das vormals beste Kabel nicht repariert werden –
also dann irgendwann: Weg damit!

Eine weitere Möglichkeit, defekte Kabel schnell zu identifizieren, ist der Einsatz eines Kabeltesters. Dieser ist in hektischen Live Situationen und in dunklen Bühnenecken oft die schnellere und bessere Wahl. Den Umgang damit, seine Vorteile, aber auch Grenzen, stellen wir dir im nächsten Teil unseres Workshops vor.

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Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
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