Eng und stickig: Konzerte in kleinen Clubs / © Ruslan Alekso for Pexels
Eine sympathische Hommage an die ganz kleinen Konzerte, Bühnen, Monitore, Kellerkneipen, JuZ, KuZ und Pubs.
Es ist dunkel, trotz Sonnenschein draußen, die Decke ist niedrig. Wer in das kleine Gebäude reinkommt, kann fast bis zur Bühne in den Hauptraum schauen. Dort ist der Bassist mit seiner großen Box auf der Suche nach einer funktionierenden Mehrfachsteckdose, während der Drummer der Vorband an dem fremden Schlagzeug des Headliners rumwerkelt. Die 30 Quadratmeter vor der Bühne sind sichtlich von Hunderten feuchtfröhlichen Nächten getauft, der Boden erzählt die Geschichten vergangener Tage mit jedem Zentimeter …
In 3 Stunden ist Einlass. Der Soundcheck kann noch nicht starten, weil eine Gitarrenbox noch fehlt. Die Band, die sie beisteuert, steht im Stau. Im Notfall improvisieren wir. Es wird ein unvergesslicher Abend. Dies ist eine emotionale Beschreibung an das Konzertformat, mit dem die meisten Bands anfangen. An die Abende, die direkt nach dem Bunker-Proberaum, der Garage oder dem Keller kommen: die Clubkonzerte.
Die Faszination am Underground in fünf Schlaglichtern
Viele Musikliebhaber und Bands brennen für die kleinen Clubkonzerte. Für das Jugend- und/oder Kulturzentrum um die Ecke, in dem nachmittags noch das Kinder-Zumba stattfand. Warum? Weil sie eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlen. Sie sind wundervoll unperfekt, akustisch manchmal eine Katastrophe und trotzdem oft die schönsten Abende des Jahres.
Im Grunde weiß weder die Band noch das Publikum so richtig, was an dem Abend passiert. Für Bands ist das der Anfang einer spannenden Reise. Was macht ihren Reiz aus? Hier kommen fünf Thesen, um in guten Erinnerungen zu schwelgen oder Lust auf das nächste Konzert zu machen.
Ihr seid näher am Publikum
Die Interaktion zwischen Band und Publikum ist schlichtweg direkter und intensiver, weil ihr näher dran steht. Es gibt keinen „Graben“ zwischen euch und dem Publikum, keine Security, keine Fotografen. Es gibt nur Bühne und die Menschen davor.
Meist bildet sich bei kleinen Locations vor der Bühne im Publikum das berühmte „U“, weil niemand zentral direkt vor der Band stehen will. Nutzt das doch: Euer Frontmann oder eure Frontfrau können von der Bühne hopsen und für ein paar Strophen direkt im Publikum spielen. Näher geht es nicht. Drei superflache Monitorboxen auf der Bühne reichen, es gibt keine Barriere zwischen Zuhörern und Musikern.
Der ganze Abend ist wie eine große House-Party
Bei großen Konzerten, in Hallen oder gar Stadien ist der einzelne Musikfan ein anonymer Gast unter Tausenden. Oder eigentlich gar kein Gast, das würde einen Gastgeber voraussetzen, der sich kümmert. Der Musikfan ist hier eher nur Kunde.
Nicht so in einem kleinen Club mit 80 Gästen. An der Bar immer wieder die gleichen durstigen Gesichter, die Bands stehen nach dem Gig selbst im Publikum, vorm Klo der Punk von der Bar vorhin, vor der Tür zum Rauchen der Zwei-Meter-Typ, der eben in der ersten Reihe stand. Irgendwo wuselt der Veranstalter herum und sucht ein Kondensatormikrofon für den letzten Act des Abends. Es ist eine Party mit vielen Bekannten, wenig Hierarchie, ohne Kommerz-Wahnsinn.
Der Kontakt zum Veranstalter und zur Location ist direkter
Der Unterschied ist, dass die Beziehung zwischen Band, Veranstalter und dem Betreiber der Location oft ein wenig informeller ist. Nicht unbedingt weniger professionell, ihr solltet auf jeden Fall auch für kleine Clubs einen Gastspielvertrag abschließen.
Aber als Band oder Veranstalter macht es einen großen Unterschied, ob zumindest ein Anflug von Augenhöhe da ist. Das JuZ, aber auch der kleine Club oder der Pub spielen mit der Band und dem Veranstalter mehr oder weniger in einer Liga.
Die Eintrittspreise sind weitgehend moderat
Ist für euch als Band erstmal nicht relevant? Doch abseits davon, dass ihr überlegen solltet, ob Doordeal oder Festgage in eurem Gastspielvertrag stehen, bedeutet ein niedriges Eintrittsgeld erst mal: Es sind nicht nur mehr, die es sich leisten können, sondern mehr Menschen wollen es sich leisten. Die Schwelle, 6 Euro an der Tür für lokale Bands zu zahlen, ist niedrig. Überhaupt ist dann fast egal, wer spielt.
Die Leute kommen einfach, treffen sich und hören einer Band zu, die sie (noch) nicht kennen. Für Newcomer ist das perfekt. Die Leute kommen unvoreingenommen und werden in ihren Erwartungen eher übertroffen. Anders wäre es, für 45 € die Vorband einer Szenegröße zu sein. Zwar könnt ihr auch hier positiv überraschen, aber im Grunde verzögert ihr nur den Beginn dessen, warum alle gekommen sind: der Auftritt des Hauptacts.
Ihr knüpft automatisch Kontakte zu anderen Bands
Bei den kleinen Clubkonzerten sind es meist zwei bis vier Bands an einem Abend, mit denen ihr euch Teile des Equipments teilt. Eine Band bringt das Schlagzeug mit (außer den Becken!), das alle anderen dann mit benutzen können. Dann stellt ´ne andere Truppe ihre Bassbox zur Verfügung und so weiter. Ihr knüpft so Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften. Was manche „netzwerken“ nennen, passiert so automatisch.
Bringt eine Band vielleicht sogar einen FOH-Mischer mit? Perfekt, gleich Kontaktdaten aufschreiben. Gängig ist auch der Gigtausch: Ich lade dich zu einem von mir organisierten Gig in meiner Stadt ein und „bekomme“ dafür einen Gig von dir organisiert, in deiner Heimatstadt. So können auch kleinere Bands in Deutschland ordentlich rumkommen.
Dieser Artikel ist 2022 erstmals auf IMG Stageline erschienen. Zur Monitorbox FLAT-M100 von IMG Stageline gibt´s noch einen hochinteressanten Praxistest bei uns auf StageAID. Einen Überblick über die kleinen Monitore könnt ihr euch auf Thomann verschaffen.