Unternehmer ohne Personal / © KI generiert
Wir wollten von euch wissen – und wir wollen es nach wie vor: Ihr könnt das Umfrageformular auch weiterhin nutzen Welchen aktuellen Mitarbeiterbedarf habt ihr in der Eventbranche? – warum sich häufig kein Personal für die Eventbranche findet. Wo liegen die Probleme unserer Branche in Bezug auf Fachkräfte, Nachwuchs- und Mitarbeitermangel? Hier kommen jetzt die ersten Ergebnisse der Umfrage. Wir haben die Antworten ausgewertet und möchten so einige Denkanstöße liefern, wie dieses Problem in den Griff zu bekommen ist …
Das aktuelle Bild der Veranstaltungsbranche erscheint sehr vielschichtig und verleitet nicht unbedingt zu Luftsprüngen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme mit derzeit 15 Punkten möchten wir euch hier vorstellen. Wir werden zu den einzelnen Punkten sukzessive Empfehlungen und Lösungsvorschläge erstellen und aufzeigen welche Möglichkeiten es gibt, die einzelnen Punkte effektiv und effizient (1) anzugehen und zu verbessern.
Kurz etwas zu uns: Unser Team besteht aus langjährigen Entscheidern in der Veranstaltungsbranche, aus Veranstaltungstechnikern, Musikern und Marketingspezialisten der Branche. Diese kleine Beitragserie ist ein gemeinschaftliches Projekt von uns.
Einige der aufgeführten Sachverhalte spielen in andere mit hinein, sollten insgesamt jedoch separat gesehen werden. Diese ersten Eindrücke, die wir mit eurer Hilfe und euren Antworten erstellen konnten, spiegeln aber recht gut, woran es hängt. Euer Input ist auch weiterhin entscheidend, um gemeinsam die Zukunft unserer Branche zu gestalten. Teilt eure Erfahrungen und Ideen mit uns, denn jede Perspektive ist ein wichtiger Baustein für einen gemeinsamen Erfolg.
1.) Fachkräftemangel
Der Branche mangelt es nicht erst seit Corona an qualifizierten Fachkräften unterschiedlicher Qualifikationen. Das führt zu einer erhöhten Belastung des vorhandenen Personals und beeinträchtigt damit die Qualität der Leistungen. Das führt aber auch dazu, dass Aufträge nicht angenommen werden können.
2.) Unattraktive Arbeitsbedingungen
Lange Arbeitszeiten, Wochenendarbeit, suboptimale Ausrüstung und die physischen Anforderungen machen die Jobs in dieser Branche für viele unattraktiv. Das erschwert die Mitarbeiterbindung deutlich.
Gerade auch während der Corona Zeit sind viele gut ausgebildete Techniker in andere Branchen abgewandert, die neben regelmäßigen Arbeitzeiten auch eine bessere Bezahlung mit Zuschlägen und freie Wochenenden angeboten haben. Solche Techniker sind nicht selten als begehrte Freelancer mit adäquater Bezahlung mittlerweile auch an den Wochenenden am Start.
3.) Hohe Fluktuation
Damit einher geht in der Branche eine hohe Mitarbeiterfluktuation. Das ist natürlich einmal stark durch die saisonale Natur der Arbeit bedingt. Doch ungünstige und oft zu lange Arbeitszeiten und die körperlich anstrengenden Arbeitsbedingungen kommen erschwerend dazu.
Teilweise ist auch tatsächliche oder subjektiv empfundene Unterbezahlung ein Kündigungsgrund. Dies führt zu ständigem Bedarf an Einarbeitung neuer Mitarbeiter, was sowohl kostspielig als auch zeitintensiv ist. Ein weiterer Grund, warum Personal für die Eventbranche schwer zu finden ist.
4.) Wettbewerb mit anderen Branchen
Viele der in der Eventbranche benötigten Fähigkeiten sind auch in anderen Branchen gefragt. Diese bieten auch oft bessere Arbeitsbedingungen oder höhere Gehälter, wodurch ein starker Wettbewerb um Talente entsteht. Ein Beispiel ist die direkte Nachbarschaft zu Automobil-Produktionszentren wie Wolfsburg (VW) oder Stuttgart (BMW), wo die Gehaltsstrukturen auf einem so hohen Niveau sind, dass ein normales Eventtechnik-Unternehmen nicht mehr mitkommt.
5.) Budgetbeschränkungen
Viele Unternehmen der Eventbranche kämpfen immer noch mit gravierenden Einschränkungen ihrer finanziellen Mittel und Puffer seit der COVID-19-Pandemie. Deswegen wird weniger in Personalentwicklung und Schulungen investiert, was die Attraktivität der Jobs weiter mindert.
Viele Auftraggeber mit den dazugehörigen Jobs gibt es nicht mehr oder deren Ausgabenbudgets sind kräftig zusammengeschmolzen.
Trotz der Erfolgsmeldungen in der Eventbranche arbeiten viele Unternehmen,
gerade die kleineren, seit den Lockdowns am finanziellen Limit.
Einige der großen und ganz großen Veranstaltungsunternehmen jedoch
konnten sich recht gut sanieren …
6.) Fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten
Es mangelt oft an strukturierten Weiterbildungsprogrammen, was die Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter einschränkt und die Attraktivität der Branche für Berufseinsteiger reduziert. Zudem kosten die zahlreichen Aus- und Weiterbildungsangebote in der Regel richtig viel Geld, das sich ein kleiner Eventdienstleister kaum leisten kann.
7.) Imageprobleme der Branche
Die Eventbranche wird so manches Mal kaum als ernsthafter Karriereweg wahrgenommen. In der Vorstellung vieler über die Branche, ist eine Ausbildung hier ein deutlich unsicherer Weg als eine „konventionelle“ Ausbildung. Das erschwert es zusätzlich, qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte zu gewinnen.
Das betrifft auch immer wieder die kleinen Unternehmen. Größere gut aufgestellte Mittelständler bieten denn auch ein breites Berufsspektrum von der Bürokraft über Marketing bis hin zu den technischen Fachabteilungen an. Natürlich mit entsprechend guter Betreuung sowie interessanten Karriere- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten. Hier findet sich auch häufiger genau das qualifizierte Personal für die Eventbranche.
8.) Anpassung an technologische Entwicklungen
Gerade in der Veranstaltungsbranche, in der Ton-, Film-, und auch der Bühnentechnik ändert sich das berufliche Know How rasant. Dieser technologische Wandel stellt eine Herausforderung dar, besonders wenn es an technisch versierten Mitarbeitern fehlt, die neue Lösungen implementieren könnten.
9.) Geografische Beschränkungen
Die Konzentration von Veranstaltungen in den Metropolen oder anderen Orten mit speziellen Locations kann den ansässigen Pool potenzieller Mitarbeiter dort überfordern. Dieser Umstand stellt gerade bei kleineren Firmen in der Provinz erhöhte Anforderungen an die Mobilität.
10.) Arbeitsrechtliche Einschränkungen
Strenge gesetzliche Vorschriften können die Flexibilität in der Personalplanung begrenzen und die Reaktionsfähigkeit auf sich spontan ändernde Arbeitsbedingungen einschränken. Das betrifft vor allem die Durchführung ungeplanter Einsätze, wie es in unserer Branche leider öfter vorkommt. Oder beispielsweise bei minderjährigen Auszubildenden muss für jede Einsatzplanung vorab ein Antrag gestellt und auf die Genehmigung gewartet werden.
11.) Geringe Ausbildungsvergütungen
Hinzu kommen die oft niedrigen Vergütungen für Auszubildende. Sie machen es schwierig, junge Talente anzuziehen und für eine Karriere in der Branche zu begeistern.
12.) Psychologische Belastungen
Der hohe Druck und die stressigen Bedingungen in der Branche können zu psychischen Belastungen führen, die Burnout und damit wieder hohe Fluktuationsraten zur Folge haben. Kündigungsgrund eines Bekannten vor kurzem: „Zu dynamische Personalplanung“
13.) Unsichere oder nicht transparente Zukunftsaussichten
Die oft unsicheren oder nicht klar kommunizierten oder kaum vorhandenen Karriereperspektiven in den KMU´s (2) (Unternehmen) erhöhen die Unsicherheit unter den Mitarbeitern und fördern die Fluktuation. Keine guten Voraussetzungen, um Personal für die Eventbranche zu gewinnen.
Die Pandemie hat es überdeutlich gezeigt:
Wenn Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit der Bevölkerung notwendig
werden, ist die Eventbranche, die für die Unterhaltung zuständig ist,
eine der ersten die Federn lassen muss …
14.) Schwierigkeiten bei der Festanstellung von Personal für die Eventbranche
Die bevorzugte Beschäftigung von Freelancern aufgrund der dynamischen Auftragslage schafft Unsicherheit und verhindert eine kontinuierliche Teamdynamik. Typischerweise sieht man viele Personaldisponenten (bei kleinen Firmen die Chefs) gerade im Sommer stundenlang telefonieren, um Jobs zu besetzen oder Personalausfälle oder Engpässe zu kompensieren.
15.) Schlechte Kostendeckung und Zusatzbelastungen
Zunehmende bürokratische Hürden und schlechte Kostendeckung verschärfen die finanziellen Herausforderungen und erschweren weitere Investitionen in Personal und Technologie. Das erschwert es u.a. auch, den für Unternehmen lebenswichtigen aktiven Vertrieb aufzubauen, was dann wieder für weniger und schlechter dotierte Aufträge sorgt.
Die Branche im Wandel
Abschließend zeigen die Ergebnisse deutlich, dass ein großer Teil der Akteure aus der Eventbranche vor vielfältigen und komplexen Herausforderungen stehen. Diese reichen von der Rekrutierung und Bindung qualifizierter Fachkräfte, bis hin zur Anpassung an technologische oder gesetzliche Veränderungen. Jedes dieser Probleme erfordert eine durchdachte und spezifische Herangehensweise, um die Attraktivität der Branche zu steigern und eine nachhaltige Mitarbeiterbindung zu fördern.
Wir sind stets offen für weitere Anregungen aus der Branche und sammeln kontinuierlich Rückmeldungen. Rückmeldungen könnt ihr nach wie vor im Formular des Beitrags zur Umfrage eintragen oder mich persönlich via E-Mail unter joerg(a)stageAID.de anschreiben.
Ab nächster Woche:
Basierend auf diesen Informationen wollen wir gezielte Empfehlungen entwickeln, die darauf abzielen, die bestehenden Probleme effektiv zu adressieren und zu lösen oder zumindest zu verbessern. Eure Tipps und Erfahrungen sind für uns alle wertvoll, um praktikable Lösungsansätze zu entwickeln, die eine positive Veränderung bewirken können. Wir freuen uns darauf, mit euch zusammen die Zukunft der Eventbranche gestalten zu können.
(1) Effektivität vs. Effizienz: Effektivität = das Maß für den Grad der Zielerreichnung; Ergebnis/Ziel oder: Was muss getan werden?
Dem gegenüber steht die Effizienz = Maß für die Wirtschaftlichkeit; Ergebnis/Aufwand. Wie muss etwas getan werden?
(2) KMU´s = Kleine und mittelständische Unternehmen; Der Begriff KMU umfasst Kleinstunternehmen, kleine Unternehmen und mittlere Unternehmen. Das Statistische Bundesamt definiert KMU in Anlehnung an die Empfehlung (2003/361/EG) der Europäischen Kommission nach Umsatz- und Beschäftigtengrößen (Statistisches Bundesamt).
In unserer Serie „Mitarbeitermangel“ geht es mit dem Beitrag „Die Bedrohung der Eventbranche durch Mitarbeiterfluktuation – und wie man sie verhindert weiter …
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