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Donnerstag, November 21, 2024
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StartTechnik3. BühnentechnikRelax, don‘t panic - Wenn Euer Tontechniker kurz vor dem Auftritt absagt...
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Relax, don‘t panic – Wenn Euer Tontechniker kurz vor dem Auftritt absagt – Ein Behringer X32 Praxistipp …

Das X32 Rack im Einsatz – hier: Alle FOH Eingänge auf MUTE, die Pausenmusik läuft / © Chris Hinz

Da gute Tontechniker rar sind, sind sie dann auch meist rasch ausgebucht! Sollt Ihr nun die Show canceln, wenn Euer Techniker:in-Kollege kurzfristig absagt und die FOH-Konsole damit unbesetzt bleibt? Nun gut – sofern Ihr schon häufiger mit dem X32 aufgetreten seid, immer dieselben Instrumente und Mikrofone verwendet und alle Einstellungen abgespeichert habt, könnt Ihr den Vorteil dieses digitalen Pults voll ausspielen …

… und bei den Bands, in denen ich Keyboards spiele, kommt dazu, dass alle Musiker mit IEM-Headsets arbeiten und ihren Monitormix selbst übernehmen. Unser Tontechniker muss sich daher „nur noch“  um einen guten FOH Mix kümmern …

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Das X32 und der FOH Mix

Üblicherweise verwende ich das Programm X32 Edit  auf meinem Convertible , einem mit Touch Screen  versehenen Windows Laptop, um den FOH Mix  auf meinen X32 Racks  zu fahren. Der Vorteil des Programms ist die Tatsache, dass man – anders als bei einem Tablet – auf dem Bildschirm des Laptops alle relevanten Fader im Blick hat und direkt auf die einzelnen Kanäle zugreifen kann, falls es Probleme geben sollte.

Doch dieses Mal wurde ich als Keyboarder auf der Bühne gebraucht. Daher galt es, eine möglichst einfache und robuste Lösung zu finden, mit der auch unerfahrene Bandmitglieder oder befreundete Musiker einen halbwegs brauchbaren Mix zaubern konnten.

Convertible LapTop mit Programm „X32 Edit“ / © Chris Hinz

Ohne Techniker – mehr als eine Improvision

Als unser Sound Guy ausfiel, habe ich kurzerhand den Sound Check übernommen und dann die Instrumentengruppen sowie Vocals insgesamt sechs der acht DCA Gruppen  zugeordnet:

  • Auf DCA 1 legte ich die Drums & Percussion,
  • auf DCA 2 kam der Bass,
  • DCA 3 nutzte ich für die Gitarre,
  • DCA 4 für’s Keyboard,
  • DCA 5 regelte die Backing Vocals,
  • DCA 6 die Lead Vocals,
  • der siebte DCA Fader wurde für die Pausenmusik verwendet und
  • der achte DCA Fader diente zur Regelung der Gesamtlautstärke.

Danach habe ich alle Eingangssignale der Kanäle 1-16 (FOH)  der Mute Group 1  zugeordnet. So werden während der Spielpausen die Gespräche auf der Bühne und das Geklimper der Musiker nicht auf die PA übertragen. Da die Kanäle 17-32 (IEM)  nicht ge-muted sind, können die Musiker problemlos ihre Instrumente stimmen, ein Riff üben oder die für’s nächste Set benötigten Einstellungsänderungen vornehmen und auf ihren IEM Headsets anhören.

Die Zuordnung zu den DCA’s und den Mute Gruppen kann man auf der Ebene der einzelnen Kanäle unter dem Reiter „CHANNEL“ vornehmen / © Screenshot „X32-Edit“

Die Einstellungen im Einzelnen

Die Zuordnung zu den einzelnen DCA‘s  und den Mute Gruppen  erfolgt entweder auf Einzelkanalebene (siehe Bild oben) oder per Klick in der entsprechenden Leiste auf der Gesamtübersicht des Programms „X32 Edit“  (siehe Bild unten).

… oder man klickt die relativ kleinen, farbigen Punkte oberhalb (DCA’s) und unterhalb (Mute-Gruppen) der Fader an – ist ein bisschen fummelig, aber es geht / © Screenshot „X32-Edit“

Auf dem Tablet wählt man beim Programm „X32 Mix“  den betreffenden Kanal an, drückt auf das „Detail“-Icon  in der Kopfzeile des Bildschirms und aktiviert dann in den am unteren Bildschirmrand befindlichen 8er (DCA)  und 6er (Mute Group)  Feldern die betreffenden DCA’s und Mute Groups.

Aktivierung der DCA’s und Mute Groups auf dem Tablet mit Hilfe des Programms „X32-Mix“ / © Screenshot „X32-Edit“

Bereits vor längerer Zeit hatte ich mehrere Stunden Pausenmusik in das von der X32 Serie  verlangte WAV-Format  konvertiert und auf den USB Stick kopiert. Der steckt während unserer Shows immer auf der Frontseite des X32 Racks  und enthält nebenbei die kompletten X32 Backups  all meiner Bands sowie die CustomLock.bmp  und CustomBoot.bmp  Dateien. Lest dazu auch meinen Artikel: Mit dem Behringer X32 Rack Firmware Release 4.02 jetzt selbst gestaltete “Boot & Lock Screens” darstellen  

So kann den ganzen Abend lang ununterbrochen Hintergrundmusik laufen, ohne dass wir uns darum kümmern müssen. Also habe ich die PLAY Taste des im X32 eingebauten USB Recorders gestartet und die Funktion „Play Folder“ aktiviert, die dafür sorgt, dass alle(!) auf dem USB Stick befindlichen Musikdateien nacheinander abgespielt werden.

Zwei-Spur USB Recorder des X32 mit dem „PLAY FOLDER“ Button / © Screenshot „X32-Edit“

Auf dem Tablet belegen die acht DCA Fader und die Mute Switches exakt eine Seite des Programms „X32-Mix“. Man muss also nicht lange suchen oder blättern, sondern kann das gesamte Konzert mit diesen 8 Fadern auf einem Bildschirm fahren.

Und nun unser Ersatzmann am FOH Mix

Beim ersten Konzert bekam unser Roadie, der selbst einige Instrumente spielt, ein Tablet in die Hand gedrückt und suchte sich etwa 10 Meter vor der Bühne einen Platz. Der Grund: das 5 Ghz WLAN Netz ist zwar schnell, hat aber in der Regel nur eine Reichweite von maximal 15 bis 20 Metern.

Layout des Tablets bei Betrieb der App X32-Mix mit acht DCA Fadern (aktuell spielt die Band, Fader Nummer 7 mit der durchlaufenden Pausenmusik ist geschlossen) / © Screenshot „X32-Edit“

Mit den ersten sechs Fadern hat unser frischgebackener Mann am FOH Mix die verschiedenen Instrumentengruppen, die Backing Vocals und Lead Vocals ausbalanciert. Dabei war es von Vorteil, dass er Teile des Programms kannte und selbst Musik macht – so hatte er ein gewisses Gespür und Interesse an der Aufgabe. Nach dem ersten Set drückte er die Taste Mute Group 1  und schob behutsam den DCA Regler Nr. 7  (den mit der Pausenmusik) nach oben. Vor Beginn des zweiten Sets dann genau umgekehrt: DCA 7  runter, Mute Group 1  off.

Layout des Tablets bei Betrieb der App X32-Mix mit acht DCA Fadern (die Band macht gerade Pause, MUTE Group 1 ist aktiv und Fader Nummer 7 mit der durchlaufenden Pausenmusik ist geöffnet). Gut zu sehen: Die MUTE Indikatoren bei Kanal 1 bis 16 (siehe Markierung) / © Screenshot „X32-Edit“

„Controlling“ am Keyboard

Für den Fall dass ich hätte eingreifen müssen, hatte ich neben meinem Keyboard ein zweites Tablet auf einem Ständer montiert, auf dem ebenfalls die App „X32-Mix“  lief. Nach der Hälfte der Show habe ich es ausgeschaltet – es wurde nicht benötigt. Übrigens hat das Ganze so gut funktioniert, dass wir es bei den nächsten beiden Konzerten gleich noch mal mit zwei anderen Personen ausprobiert haben. Und es hat wieder problemlos geklappt.

Tablet mit der App „X32-Mix“ am Arbeitsplatz des Keyboarders: Mehr braucht es nicht, um einen Abgleich der Lautstärkeverhältnisse der einzelnen Instrumentengruppen vorzunehmen und bei Bedarf die Pausenmusik einzublenden / © Chris Hinz

Das einzige, was man im Hinterkopf behalten muss, ist die Tatsache, dass DCA Fader nur den prozentualen Anteil des originären Fader Settings abdecken. Oder anders formuliert: Steht der Originalfader auf 50 %, dann erreicht der voll ausgefahrene DCA Fader bei 0 dB eben auch nur diese 50 %. Deshalb ist es wichtig, die Originalfader so hoch wie möglich zu fahren, damit man den DCA Range auch voll nutzen kann.

An der Stelle ein dickes Dankeschön an Jan, Tom  und Werner , die sich spontan bereit erklärten, an diesem Experiment mit drei verschiedenen Konzerten teilzunehmen und die gemäß Aussage unserer Fans einen wirklich beeindruckenden Mix abgeliefert haben. Super.

Anmerkung:

Diese Tipps sind für Amateur Bands und semiprofessionelle Musiker gedacht und setzt einen umfassenden Soundcheck sowie die Voreinstellungen durch eine entsprechend qualifizierte Person voraus. Profis mit weitaus komplexeren Anforderungen sollten immer einen zweiten qualifizierten Backup Techniker im Standby dabei haben.

… schrieb Chris im August 2022

Nachtrag 2024

Seitdem diesem Bericht haben wir diese Art der Technik, eben mit DCA’s und durchlaufender Pausenmusik zu arbeiten, bereits des Öfteren eingesetzt. Für die Musiker*innen, Freund*innen oder Ehepartner*innen, die dann das Tablet bedienen lernen mussten, habe ich den beiliegenden „One-Pager“ geschrieben.

So dürfte nix schiefgehen ... / © Chris Hinz

So dürfte nix schiefgehen … (Onepager) / © Chris Hinz

Und für meine englischsprachigen Freunde: / For my english speaking friends:

This way works ... / © Chris Hinz

This way works … (Onepager) / © Chris Hinz

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Chris Hinz
Chris Hinz verfügt über eine 6-jährige klassische Ausbildung am Piano und eine 3-jährige Ausbildung an der Sakralorgel. Er ist seit mehreren Jahrzehnten in der Musikszene Rhein Main aktiv und aktuell mit zwei Coverbands und einem Smooth Jazz Duo unterwegs. Chris Hinz ist freiberuflicher Unternehmensberater und war lange Zeit für ein namhaftes IT Unternehmen tätig.

2 Kommentare

  1. …vielen Dank, Jörg. Am kommenden Wochenende kommt diese „Technik“ erneut zum Einsatz. Die Kollegin, die uns vertretungshalber mischen wird, bekommt eine Quick Reference Card (siehe Link) als Orientierungshilfe. Sie wäre damit die fünfte Person, die uns bei kleineren Konzerten mit dem FOH Mix unterstützen kann. As I said: „Relax, don’t panic”. – https://www.instagram.com/p/Ch6372XgApY/

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