Der Live-Mix bringt immer wieder eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich, die schnelles Denken und Problemlösungsfähigkeiten erforderlich machen, um Fehler effektiv beheben zu können. Wir haben uns mit diesen Problemen befaßt und stellen euch Lösungen für die zehn am häufigsten auftretenden Situationen vor …
1. Feedback
PROBLEM
Mikrofone nehmen den Ton von den Lautsprechern auf, über die sie verstärkt werden, und erzeugen so eine Rückkopplungsschleife:
LÖSUNG
Stell´ die Mikrofone von den Lautsprechern weiter entfernt auf und verwende Richt- und Nahbesprechungsmikrofone, um die (Mit-)aufnahme von Umgebungsgeräuschen zu reduzieren (Richtcharakteristik: Niere oder Superniere). Nutze Notch-Filter, um gezielt jene Frequenzen zu entfernen, die Rückkopplungen verursachen. Verringere die Lautstärke auf der Bühne (z.B. durch Austausch der Monitorboxen gegen ein In-Ear-Monitoring System).
2. Schlechte Tonqualität
PROBLEM
Raumakustik, falsche Mikrofonplatzierung oder EQ-Probleme:
LÖSUNG
Pass´ die EQ-Einstellungen an, um die Raumakustik auszugleichen. Positioniere die Mikrofone näher an der Schallquelle und verwende – sofern möglich – Schallabsorptionselemente, um Reflexionen zu reduzieren. Das Ausrauschen des Veranstaltungsraums mittels Verwendung eines Messmikrofons und eines Real-Time-Analysers(1) kann helfen, Schwachstellen des verwendeten PA Systems zu visualisieren, um sie konsequent anzugehen (oft findet man dabei zerstörte Tweeter oder Lücken im 400 Hz Bereich).
3. Mikrofonausfälle o
3. Mikrofonausfälle/-störungen bei drahtlosen Systemen
PROBLEM
Frequenzkonflikte mit anderen Geräten, schwache Batterie / Akku oder Reichweitenprobleme:
LÖSUNG
Überprüfe und ersetze leere Batterien bzw. Akkus und stell´ sicher, dass sich das drahtlose System in Sichtweite befindet. Such´ nach freien Frequenzen und stimm´ die von dir verwendeten Frequenzen mit den Nutzern anderer drahtloser Geräte ab. Der Frequenzbereich um 2.4 GHz sollte gemieden werden, da er von Smartphones, Tablets, fest installierten WiFi-Routern, Bluetooth sowie Mikrowellenherden genutzt wird.
Auch wichtig: Bei Festivals mit mehreren Bands sollten die im Backstage Bereich aufgebauten Funksysteme vor- oder nachlaufender Bands bis zu ihrem Auftritt ausgeschaltet bleiben.

4. Inkonsistente Audiopegel
PROBLEM
Unkontrollierte oder falsche Bewegungen des Künstlers, unterschiedliche Eingangspegel oder Gerätestörung:
LÖSUNG
Weise die Künstler vorab in die richtige Mikrofontechnik ein. Eine bewusste Handhabung des Mikrofonabstands zur eigenen Lautstärkeregulierung oder kontrolliertem Feedback sind adäquate Massnahmen.
Prüfe ob eventuell Kabel oder Geräte fehlerhaft sind, denn eine abgerissene heiße Ader bei XLR Steckern führt zur deutlichen Absenkung des Audio Signals (Lies´ dazu auch unsere kürzlich erschiene Beitragsreihe: Workshop 1/4: Kabelmessen mit dem Multimeter – denn ein defektes Kabel kann deinen ganzen Gig lahmlegen ff . Verwende Kompressoren und Limiter, um den Pegel auszugleichen und gleichzeitig Übersteuerungen zu vermeiden.
5. Geräteausfall
PROBLEM
Fehlerhafte Kabel, Anschlüsse oder Hardwarefehler:
LÖSUNG
Halte Ersatzkabel aber auch Ersatzmikrofone bereit. Das Equipment sollte regelmäßig vor Auftritten gewartet werden – dennoch defektes Gerät wird direkt beim Soundcheck ausgetauscht. Es hat sich bewährt, stets ein Backup besonders kritischer Komponenten dabei zu haben (Bodypacks, Netzteile, Kabel).
Denn erfahrungsgemäß ist ein Austausch defekter Geräte während der Aufführung extrem schwer: Im Problemfall kannst du per Talkbackmikrofon jene Künstler (wie z.B. Sänger, Gitarristen, Bassisten), die drahtlose Geräte nutzen, auffordern umgehend auf bereitliegenden kabelgebundenen Ersatz auszuweichen.
6. Brummen oder Summen im Soundsystem
PROBLEM
Erdschleifen, elektrische Störungen oder defekte Kabel:
LÖSUNG
Verwende DI-Boxen mit Ground-Lift-Schaltern, stell´ dabei auch sicher, dass die Netzteile ordnungsgemäß geerdet sind. Ersetze alle Kabel, die beschädigt scheinen oder als Ursache vermutet werden.
Dimmer betagter Lichtsysteme sowie die Nähe des Auftrittsorts zu Oberleitungen von Bus und Bahn können da ebenfalls zu Störungen führen: Asymmetrische Kabelverbindungen (Klinkenkabel) und Single Coil Humbucker von E-Gitarren sind dafür besonders empfänglich.
7. Monitore mit „Hörproblemen“
PROBLEM
Hohe Bühnenlautstärke, schlechte Monitorplatzierung oder unzureichende Mischung:
LÖSUNG
Positioniere die Monitore neu, um eine bessere Abdeckung zu erzielen. Verringere die Bühnenlautstärke und pass´ die Monitormischungen an die Bedürfnisse jedes einzelnen Künstlers an. Bewährt haben sich auch Mini-Monitorboxen, die in unmittelbarer Nähe der Künstler an Mikrofonständern befestigt werden können. All diese Probleme lassen sich allerdings durch den Wechsel auf In-Ear-Monitoring-Systeme vermeiden, setzen aber die Bereitschaft der Künstler voraus.
8. Matschiges oder dröhnendes Geräusch
PROBLEM
Raumresonanz, übermäßig tiefe Frequenzen oder ungünstige Lautsprecherplatzierung:
LÖSUNG
Verwende Hochpassfilter, um unnötige tiefe Frequenzen zu entfernen. Positioniere die Lautsprecher neu, um einen Bassaufbau zu vermeiden, und pass´ den EQ an, um den Mix zu verbessern. In der Regel ist es möglich, digitale Mischpulte über ein per WiFi angebundenes Tablet zu fernzusteuern. Dies erlaubt dem Tontechniker, den Raum abzulaufen und so Bereiche mit übermäßigem Bassanteil zu identifizieren.
9. Hohes Quietschen oder Zirpen (Ring):
PROBLEM
Bestimmte Frequenzen schwingen mit, was zu Rückkopplungen führt:
LÖSUNG
Verwende einen grafischen EQ, um die Problemfrequenzen zu identifizieren und zu reduzieren. Aber auch akustische Gitarren beinhalten das Risiko der Überbetonung hoher Frequenzen. Gelegentlich kann der Datenverkehr von Smartphones, die auf Instrumenten oder Verstärkern abgelegt werden, zu Störungen dieser Art führen.
Laptops, Tablets und Smartphones, die auf der Bühne zum Einsatz kommen, sollten daher ausschließlich die für die Show eingesetzten WiFi Router nutzen und während der Veranstaltung von der Nutzung mobiler Daten (Datentransfer via SIM Cards) verzichten.

10. Probleme mit Stimmklarheit und Sprachverständlichkeit
PROBLEM
Schlechte Mikrofontechnik, nicht für Sprache optimierte EQ-Einstellungen oder konkurrierende Frequenzen von Instrumenten:
LÖSUNG
Weise die Künstler in die richtige Verwendung der Mikrofone ein, schaff´ Platz beim EQ-Setting für den Gesang und stelle sicher, dass die Gesangsmikrofone von hoher Qualität und richtig positioniert sind. Auch die Verwendung einer Side Chain mittels behutsamem Ducking der Rhythm Section Summe durch die Lead Vocals Signale ist eine brauchbare und beliebte Lösung um zu vermeiden, dass der Gesang nicht von den Instrumenten überlagert wird.
Epilog
Grundsätzlich ist es wichtig bei jeder Fehlerbehebung die Ruhe zu bewahren und mögliche Ursachen und Lösungen systematisch durchzugehen. Oft lassen sich Probleme durch einfache Korrekturen wie das Anpassen der Pegel oder den Austausch eines Kabels lösen. Bei komplexeren Problemen ist ein tieferes Verständnis des Signalflusses des Soundsystems und der spezifischen verwendeten Geräte erforderlich, um das Problem zu identifizieren und zu beheben. Zieh´ dann gegebenenfalls (falls möglich) einen erfahrenen Kollegen zu Rate.
(1) Real-Time-Aanalysator (RTA) = ein Audiogerät, dass das Frequenzspektrum eines Audiosignals misst und darstellt; ein Spektrumanalysator, der in Echtzeit arbeitet. Ein RTA kann ein kleines Gerät in PDA -Größe sein, eine im Rack montierte Hardwareeinheit oder Software auf einem Laptop oder einem Smartphone.
Funktionsweise: Ein Signal, dass von einem Mikrofon oder von einem PA-System kommt, wird gemessen und ausgegeben. Einfache RTA´s zeigen drei Messungen pro Oktave in Schritten von 3 oder 6 dB an. Ausgefeilte Softwarelösungen können 24 oder mehr Messungen pro Oktave sowie eine Auflösung von 0,1 dB anzeigen.
RTA´s werden von Tontechnikern und Akustikern u.a. genutzt, um Audiosysteme in verschiedenen Hörräumen (große und kleine Konzerträume mit unterschiedlichen Grundrissen, Heimkinos aber auch in Autos) zu installieren.
Die gemessenen Parameter sind dabei spektrale Störungen in der Klangwiedergabe, die durch Effekte wie Resonanzen sowie konstruktive und destruktive Interferenzen verursacht werden. In der professionellen Audiotechnik besitzen viele Audiosysteme schon ein RTA mit Controller der gleich auch eine Entzerrung durchführen kann.
Beim Messen von rosa Rauschen oder anderen Testtönen kann ein solcher Controller den Frequenzgang ausgleichen, indem er eine Reihe von Anpassungen in den entsprechenden Frequenzbereichen vornimmt, je nach der Interaktion des Systems in Größe, Bauform sowie den absorbierenden oder reflektierenden Baumaterialien der Veranstaltungsorte usw.

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