© Chris Hinz
Das Equipment auf der Bühne besteht nicht ausschließlich aus Mikrofonen, Mixern, Verstärkern, Lautsprechern und Lichtanlagen.
Aus den Keyboards der frühen Jahre sind multifunktionale Workstations geworden, die aus der komplexen Studio- und auch Bühnentechnik kaum noch wegzudenken sind. Machen wir heute einen kleinen Ausflug in den Bereich der Workstations und Music Production Synthesizer .
Wie war das damals …
Der Begriff der Workstation kam Anfang der neunziger Jahre auf, als die Hersteller von Keyboards dazu übergingen, ihre Geräte mit umfangreichen Funktionen auszustatten, um eigene Songs zu kreieren, diese aufzunehmen und wiedergeben zu können.
Anstelle der klassischen Unterscheidung zwischen Klavier, E Piano, Clavinet, Orgel und Synthesizer gab es nun Geräte, die all diese Sounds in sich vereinten. Darüber hinaus verfügten sie über qualitativ gute Drum Voices, sphärische Streicher und synthetische Bläser-Sounds. Erzeugt wurden die Klänge in der bis dahin üblichen Form der Kombination mehrerer Oszillatoren, Filter sowie Hüllkurven für Filter- und Lautstärkeverlauf.
Als die Aufzeichnung und Wiedergabe natürlicher Klänge in Form digitaler Kurzaufnahmen (Samples) preisgünstiger wurden, traten sie an die Stelle der von Programmierern und klangbegeisterten Tüftlern in mühevoller Kleinarbeit entwickelten Sounds.
Alle maßgeblichen Hersteller von Tasteninstrumenten bedienen sich heute dieser Technik, weshalb es vorrangig eine Frage der Bedienbarkeit, Portabilität und der individuellen Investitionsbereitschaft ist, für welches Gerät man sich letztlich entscheidet.
In den 90ern beherrschte Yamaha mit dem Flagschiff MOTIF das Bühnenbild, dessen halb so schwere Ableger (MOXF, MODX) heute mit weiter entwickelter Technik und gleichen Wellenformen erhältlich sind. Aktuell teilen sich im Wesentlichen die Firmen Yamaha (Montage), Korg (Krome) und Roland (Fantom) das Geschäft mit diesen Geräten. Frühere Anbieter wie Moog, Sequential Circuits, Oberheim etc. sind dagegen kaum noch vertreten.
Zwei Arten der Tastatur
Die Tasten sind die wesentliche Schnittstelle zwischen dem Keyboarder und seinem Instrument. Es ist nicht unerheblich, ob man sich für eine gewichtete oder ungewichtete Tastatur entscheidet: Pianisten bevorzugen die erste Variante, weil die Bespielbarkeit der Tasten denen eines Klaviers ähnelt, bei dem in Abhängigkeit von der Anschlagstärke (Velocity) ein weicher und leiser oder ein harter und lauter Klang erzeugt wird. Organisten favorisieren die zweite Variante mit leichtem Anschlag, mit der sich schnellere Soli und schmerzfreie Glissandi erzielen lassen.
Darüber hinaus verfügen einige Keyboards über eine After Touch Funktion, die es erlaubt, dem bereits angeschlagenen Ton durch Nachdrücken der Taste weitere Attribute hinzuzufügen (z.B. Vibrato, Lautstärke, Filtereffekte oder zusätzliche Voices) und ihn so natürlicher klingen zu lassen. Die Möglichkeiten, die Tastatur auf verschiedene Art und Weise zu nutzen, sind recht umfangreich, weshalb ich am Ende dieses Beitrags nochmal gesondert darauf eingehen werde.
Die Bedienungselemente
Außer der guten Bespielbarkeit einer Workstation ist der schnelle Zugriff auf die wesentlichen Klangparameter und deren Abbildung auf einem Display ein nicht unwesentliches Entscheidungskriterium. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass nahezu alle Formen und Größen von Keyboard-Displays und -Bildschirmen auf der Bühne aufgrund der Lichtverhältnisse und Abstände eher ungeeignet sind. Sie werden daher vorrangig beim Editieren von Sounds oder Aufnahmen von Songs zu Hause oder im Studio zum Einsatz kommen.
Dabei müssen Fans großer Bildschirme mit TouchScreen Funktion eher mit einer geringen Zahl von Bedienungselementen auskommen und willens sein, sich durch die Menüs der Software zu hangeln.
Bei Geräten mit kleinerem Display gibt es mehr Bedienelemente, die häufig mehrfach belegt sind (Matrix Funktion). So können beispielsweise beim Yamaha MOXF mit zwei Tasten und acht Drehreglern insgesamt 24 Parameter in Echtzeit angesprochen werden.
Überhaupt: Was heißt hier mehr? Bei der Yamaha MOXF Serie gibt es 93 einzelne Taster (Buttons) plus 14 Dreh- und Zugregler (Fader, Wheels ). Auf den ersten Blick mag die Vielfalt verwirrend sein. Doch nach einer kurzen Einarbeitungsphase hat man damit die Möglichkeit, auch während des Live-Einsatzes auf der Bühne Korrekturen der abgespeicherten Einstellungen vorzunehmen und den aktuellen Sound in Echtzeit zu modifizieren.
Das maßgebende Kriterium: Der Sound
Neben der Bespielbarkeit (Tastatur) und Bedienung des Instruments ist der Sound das dritte und für viele Anwender vermutlich alles entscheidende Auswahlkriterium. Nicht auszurotten sind dabei die unter Keyboardern kursierenden Gerüchte, die Workstation des einen Herstellers hätte einen besseren Pianoklang, und bei einer anderen wären die Bläser besser.
Meine Erfahrung: Aufgrund der ähnlichen Bauweise kann man bei identischem Ausgangsmaterial (Samples) und professioneller Bearbeitung (Hüllkurven) auf den Instrumenten unterschiedlicher Hersteller durchaus gleichartige Ergebnisse erzielen.
Interessant wird es jedoch bei der Auswahl, Kombination und Dosierung zusätzlicher Effekte, die parallel oder sequenziell wie auch in Abhängigkeit anderer Parameter (wie z.B. mit Wheels, per Anschlagstärke, Blaswandler oder Fußpedal) geschaltet werden können. Wer sich die Arbeit der durchaus interessanten Soundtüftelei ersparen will, kann auf Libraries diverser Hersteller zurückgreifen.
So habe ich beispielsweise gute Erfahrungen mit der Sammlung realistischer Orgelsounds und beeindruckender Leslie-Simulationen des Anbieters K-Sounds gemacht (ksounds.com). Dessen Sound-Designer nutzen die auf den Keyboards bereits vorhandenen Samples und Effekte auf raffinierte Weise, kommen ohne zusätzliche Hardware aus und führen Soundlibraries für Keyboards aller namhaften Hersteller im Programm.
Bei den Orgelsounds heulen die Puristen auf: In der Tat, es geht nichts über das Spielgefühl einer Hammond B3 mitsamt Leslie. Aber wenn ihr 20 Meter vor der Bühne steht, werdet ihr kaum noch Unterschiede feststellen können.
Wenn ihr dann den Zusatzaufwand für Transport, Auf- und Abbau der schweren Geräte sowie die nicht ganz einfache Mikrofonierung des Leslie‘s berücksichtigt, versteht Ihr vielleicht, warum ich sie auf Tour nie mehr gegen mein All-In-One Gerät mit weniger als 15 Kilogramm Gesamtgewicht tauschen würde. Oder könnt Ihr damit etwa im Hotelzimmer eure spontanen Ideen festhalten?
Eigene Sounds laden und spielen mit der Flash Memory Card
Eine Besonderheit der MOXF-Serie von Yamaha ist es, nach Einbau einer optionalen Speicherkarte eigene Samples laden und wie ein reguläres Instrument einsetzen zu können. Bei mir finden sich dort neben der Shakuhachi Flöte von Peter Gabriels Song „Sledgehammer“ und den Ansagen meiner Bands „Ladies & Gentlemen, please welcome the … Band“) auch fünf Aufnahmen mit den Echos für den Song „Nightshift“ von den Commodores.
Für den lokalen Tontechniker war es jedes Mal eine gewaltige Herausforderung, das Echo neu exakt einzugeben (tap) und dann auch präzise abzurufen. Da war es einfacher, die entsprechenden Ausschnitte unserer CD zu samplen und auf fünf verschiedene Tasten meiner Workstation zu legen. Wenn nun also unser Sänger „Marvin“ singt, weiß ich, dass ich unmittelbar darauf die tiefste C Taste drücke, um das Sample mit den drei „Marvin“-Echos abzuspielen.
Genauso verhält es sich mit „Jackie“ (D Taste), „Evermore“ (E Taste) und den anderen beiden Echos. Wie das dann auf meiner Tastatur aussieht, könnt ihr der schematischen Abbildung in der Grafik „Split Layer & Co.“ entnehmen.
Der Funktionsumfang
Außer der klassischen Tonerzeugung verfügen Workstations über eine Vielzahl von Zusatzfunktionen. Dazu zählt der eingebaute Sequenzer mit verschiedenen Arbeitsmodi (Song, Pattern) als auch intelligente Begleitfunktionen, deren Muster editiert und selbst angelegt werden können.
Bei Yamaha spricht man von Arpeggiators, die entweder die vorgegebenen Muster wiederholen oder entsprechend der vom Keyboarder gespielten Töne die abgespeicherten Riffs und Akkorde anpassen. Ich persönlich favorisiere die erste Variante (fixed mode), die mir das Spielen schneller, präziser Figuren wie zum Beispiel dem Bläser Riff bei „September“ von Earth, Wind & Fire abnimmt.
Ab Werk kann man bei meiner Workstation unter sage-und-schreibe 7.981 instrumentenspezifischen Arpeggios wählen – darüber hinaus kann man 256 eigene Varianten einspielen. Aber sobald ihr verstanden habt, wie einfach das Anlegen eigener ARP’s ist, werdet Ihr Euch nicht mehr damit aufhalten, zeitaufwändig die Werks-Presets nach geeigneten ARP’s zu durchsuchen.
Der Sequencer – das Studio an Bord
Worin liegt nun der eigentliche Vorteil einer Workstation? Es ist das All-in-One Konzept: Das Instrument wird auf der Bühne, im Studio und zuhause eingesetzt und ist gleichzeitig ein vollwertiges MIDI Studio. Zusatzgeräte sind nicht erforderlich, denn die gebräuchlichsten Effektgeräte sind an Bord (beim MOXF allein 85 verschiedene Varianten plus Vocoder) und mehrfach nutzbar.
Beeindruckt bin ich immer wieder von den umfangreichen MIDI Editierfunktionen des integrierten Sequencers, der es durchaus mit namhaften DAW Programmen aufnehmen kann. Neben den Basics wie Einfügen, Ändern, Kopieren, Transponieren, Quantisieren und Löschen gibt es sehr durchdachte Details wie z.B. des Verschieben einzelner Events auf MIDI Ticket Ebene, d.h. einem 480tel eines Takts.
Oder das Sortieren willkürlich gedrückter Noten: In Kombination mit einer frei wählbaren Verzögerung kann man damit Klänge erzeugen, die dem Schlagen einer Gitarre (vom tiefsten zum höchsten Ton oder umgekehrt) entsprechen. Verwendet habe ich diese Funktion beispielsweise für einen wunderbaren Akkord auf der 12 Strings Guitar am Ende von „Nightshift“ (Commodores).
Vor Jahren noch undenkbar, aber heute Realität: Wir haben mit der von mir genutzten Workstation alle(!) Instrumentalspuren einer kompletten CD aufgenommen und lediglich noch die Lead und Backing Vocals hinzugefügt. Um bei den z.T. recht umfangreichen Einspielungen den Überblick zu behalten, habe ich mir ein EXCEL Sheet angelegt: Ich notiere mir darauf, welche Instrumente in Kombination mit welchen Effekten oder Zusatzfunktionen ich auf welcher Spur einsetze und wie die Abfolge der von mir eingespielten PATTERN aussieht, aus denen ich die SONGs zusammen gesetzt habe.
Aus eins mach zwei, drei oder noch viel mehr:
Split, Layer & Co.
Wie eingangs erwähnt, gibt es bei Workstations die Möglichkeit, die Tastatur in verschiedene Bereiche zu unterteilen (SPLIT Modus). Eine einfache Variante wäre es z.B. dem linken Bereich die Stimme eines Fretless Bass zuzuordnen und dem rechten Bereich ein Grand Piano.
Zusammen mit einem Drum Arpeggio – das sich während des Spiels auf vielfältige Weise variieren lässt, um taktgenau Intro’s, Fill In’s, Breaks und Endings zu spielen … Auf diese Weise lassen sich bereits beeindruckende One-Man-Shows absolvieren.
Wie der Name schon sagt, werden im LAYER Modus verschiedene Sounds „übereinander gelegt“ oder gestapelt. Die meisten Keyboarder ziehen es vor, die zweite Voice stufenlos per Fußpedal einzublenden.
Doch weniger bekannt ist die Möglichkeit, mit der Assignable Footswitch Funktion Stimmen schnell und präzise aufzuschalten oder sogar das Tastatur Layout vorübergehend zu ändern.
Beim Layern unterscheide ich zwischen zwei Modi:
1. Dauerhaft
D.h. für die gesamte Dauer des Spiels, um beispielsweise Sounds „anzufetten“: Gerne doppele ich auf diese Weise den Bläsersatz, legt beide Voices in‘s Panorama und verstimme sie leicht gegeneinander, wodurch sie lebendiger klingen. Oder man nimmt ein vollen E-Piano Sound und legt ein paar Bells darauf, um so den typischen Michael Bolton Sound zu erzielen.
2. Temporär
Durch Einblenden, Aufschalten oder Umschalten – Einblenden wird gerne genutzt, um beim Klavierspiel die Streicher stufenlos hinzuzufügen. Oder bei „Don’t Stop“ von Fleetwood Mac: Dort werden die Verse mit einem Rock Piano gespielt, beim Refrain kommt die verzerrte Orgel mit schnell drehendem Leslie hinzu – eine meiner Lieblingseinstellungen.
Aufschalten funktioniert wie Einblenden, allerdings in der harten An-/Aus-Funktion. Das übernimmt der Assignable Footswitch, den man bedient wie ein Sustain Pedal. Auf diese Weise kann man sehr viel präziser bei Beginn des Refrains einen Chor hinzufügen und ihn beim Vers durch Loslassen des Pedals wieder sofort zum Schweigen bringen. Verwende ich unter anderem beim Song „Gypsy“ von Fleetwood Mac.
Umschalten: Dieses Feature erfordert weitergehende Kenntnisse, da die Voices entsprechend vorbereitet müssen. Dabei wird Voice 1 so konfiguriert, dass sie nur bei geöffnetem Pedal zu hören ist. Voice 2 macht genau das Gegenteil: Sie schweigt im Normalbetrieb und ist erst dann zu hören, wenn das Pedal gedrückt ist.
Wozu das gut ist? Um blitzschnelle Wechsel des Tastatur Layouts vorzunehmen: Bei „Mornin“ von Al Jarreau starte ich mit einem E-Piano-/Streicher-Layer, das über alle 88 Tasten geht. Für das Synthesizer Solo verwende ich den Fußtaster – damit teilt sich mein Keyboard: links weiterhin Piano und Streicher, rechts der Synthesizer Sound. Sobald das Solo zu Ende ist, lasse ich den Fusstaster los und alles ist wie vorher.
Hält fit – wenn sich das Tastatur Layout bei jedem Song ändert
Da ich bei unseren bisweilen dreistündigen Shows nur ein einziges Keyboard verwende, wechselt mein Tastatur Layout mit jedem Song. Für viele Keyboarder ist das vermutlich ein Albtraum. Aber mir ist die Platzersparnis beim Transport, sowie die Zeitersparnis beim Auf- & Abbau und verkabeln wert. Ich muss mir also vorher genau überlegen, welche Instrumente (Sounds) ich beim jeweiligen Song benötige und an welcher Stelle der Tastatur ich sie nutzen möchte.
Dabei berücksichtige ich die Song-spezifischen Besonderheiten. In der Regel ist es eine Kombination aus Split, Layer und festen Arpeggios. Während beispielsweise unser Gitarrist bei „Nightshift“ (Commodores) mit dem Rhythmus-Pattern beschäftigt ist, spiele ich den Lauf der zwölfsaitigen Gitarre, die zeitgleich zum Spielen der B-Note des Pad Sounds einsetzt.
Ganz praktisch heißt das: Den Pad-Sound lege ich mir nach links, den Chor nach rechts und das Arpeggio mit der 12-saitigen Gitarre wird ausgelöst, wenn ich die B-Taste im Pad-Bereich drücke (s. Abbildung „Split, Layer & Co“ / Abschnitt „Advanced“).
Velocity – der Anschlag, der den Klang verändert
Während Orgel Tastaturen nur die Zustände „an“ oder „aus“ kennen (Ton hörbar oder stumm), verfügen E-Pianos und Workstations über weitaus umfangreichere Ausdrucksmöglichkeiten: Beim behutsamen Anschlag einer Taste klingt der Ton weich und leise, bei schnellem/hartem Anschlag klingt der Ton grell und laut.
Technisch ist das so realisiert, dass die Zeit zwischen dem ersten Berühren der Taste und dem Aufprall gemessen und in einen Wert übersetzt wird. Üblicherweise werden jedem auf dieser Weise spielbaren Klang mindestens vier Samples zugeordnet. Bei einer Range von 0-127 werden sie üblicherweise so verteilt: 0 bis 63 weicher Sound, 63 bis 85 stärkerer Klang, 86 bis 110 harter Anschlag, 110 – 127 maximale Lautstärke.
Diese Technik kann man sich jetzt zu Nutze machen, um selbst einzelne Klänge zu aktivieren oder auch abzuschalten.
Mit diesem Trick füge ich durch hartes Anschlagen beim Intro von Steve Perry’s „Oh Sherrie“ eine Bell Voice hinzu, die die Melodie des jeweiligen Akkords betont (Velocity controlled adding). Den anschlags-getriggerten Wechsel zwischen zwei Sounds nutze ich, um zwischen dem „Aaah“ und den „Oooh“ Chor Samples hin und her zu schalten – gut zu hören, wenn ich mit meiner Band „I Can’t Go For That“ von Hall & Oates spiele. Das gleiche mache ich beim Refrain von Alison Moyet‘s „All Cried Out“: bei hartem Spiel hört man die Bläser, bei weichem Anschlag singt der Chor (Velocity controlled switching).
Ausdrucksformen, Spielformen und -techniken
Inzwischen haben wir bereits einiges über die unterschiedlichen Ausdrucksformen gelernt, die vom Tastaturlayout (Split, Layer, Advanced) und der Art des Anschlages (Velocity, After Touch) abhängig sind. Daneben gibt es weitere Bedienelemente, die zur Modifikation der Töne eingesetzt werden können:
- Expression Pedal
- Fußpedal, das wahlweise zur Steuerung der Lautstärke einzelner, mehrerer oder aller instrumente verwendet werden kann. Alternative Funktionen: Modulation (wie z. B. Filter), Tonhöhenänderung und Filter-Effekte (wie z.B. Wah Wah)
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- Transpose Buttons
- Taster zur dauerhaften Tonhöhenveränderung in Halbton- oder Oktavschritten
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- Pitch Bend & Modulation Wheel
- Zwei Handräder (Wheels) am linken Ende der Tastatur, mit denen man die Tonhöhe (Pitch) und die Modulationstiefe (Effekte, Filter, Leslie etc.) der Sounds verändern kann
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- Breath Control
- Mundstück für den Anschluss am MIDI Port des Instruments. Durch Blasen können ähnliche Veränderungen vorgenommen wie bei Pitch Bend und Modulation Wheel
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- Ribbon Control
- Ein in der Regel auf der Geräte-Oberseite horizontal angebrachter berührungsempfindlicher Kunststoffstreifen, der bei einer Wischbewegung eine stufenlose Tonhöhenveränderung in zuvor konfiguriertem Umfang ermöglicht.
Lernen, aber wie?
Es liegt auf der Hand, dass sich das Funktionsspektrum eines derart leistungsfähigen Geräts nicht von selbst erschließt. Einer meiner Keyboarder Kollegen sagte einmal „It is an awesome instrument, but a beast to learn“. Wenn ich bedenke, wie viele neue Funktionen ich jedes Jahr entdecke, die die pfiffigen Ingenieure von Yamaha in dieses Gerät eingebaut haben, würde ich ihm nicht widersprechen.
Im Lieferumfang enthalten ist meist ein Ausdruck der Bedienungsanleitung (Owner Manual). Der genügt aber gerade mal dazu, die Workstation in Betrieb zu nehmen und einen groben Überblick über die Funktionsbereiche zu erhalten.
Viele Musiker geben sich damit zufrieden, um nach der nächsten Musikmesse auf das jeweils neueste Modell umzusteigen, in der Hoffnung, damit „noch mehr raus zu holen“. Natürlich freut das die Hersteller, aber es lohnt sich durchaus, Zeit zu investieren und sich ausführlich mit den Möglichkeiten des aktuellen Geräts zu beschäftigen.
Um beim Beispiel des Yamaha MOXF-Serie zu bleiben, hier eine Auswahl über die vom Hersteller auf seiner Homepage über das Owner Manual hinaus angebotenen Unterlagen, deren Download für jedermann möglich ist:
Synthesizer Parameter Manual
Hilft beim grundlegenden Verständnis der Arbeitsweise, Klangerzeugung und –bearbeitung von Synthesizern (74 Seiten)
Reference Manual
Eine detaillierte Beschreibung aller Funktionen der Workstation, aus meiner Sicht die vermutlich mit Abstand wichtigste Unterlage (163 Seiten)
Data List
Überblick über die werkseitig geladenen Samples, ARP’s und anderen Einstellungen (148 Seiten)
Die komplette Liste der Downloads findet Ihr hier: yamaha.com/de/products/music_production/synthesizers/moxf/downloads.html
Aber auch eine andere Informationsquelle ist nicht weniger hilfreich: das Internet mit Videos und User Foren auf der Homepage des Herstellers, auf Facebook und anderen Portalen. Zwei meiner Video-Favoriten sind Mr.Ujiie (Japan) und Bert Smorenburg (Niederlande), die auf recht unterhaltsame Weise die Funktionsvielfalt der MOXF Serie vorstellen.
Lohnt sich der Kauf von Zusatz Software?
Meine Antwort ist ein klares Jain. Vom Hersteller wie auch von anderen Unternehmen werden verschiedene App’s angeboten, die angeblich das Arbeiten mit der Workstation erleichtern sollen. Nach einer längeren Lernkurve bin ich wieder bei den eingebauten Bedienungshilfen des Geräts gelandet, auch wenn das kleine Display des MOXF anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen mag.
Es erspart mir jedoch all die Unzulänglichkeiten, die sich aus dem Anschluss der Peripherie (Laptop, Kabel, Treiber etc.) ergeben. Das einzige Software Paket, das ich uneingeschränkt empfehlen kann, ist der WAVE Editor von John Melas, das die Bearbeitung von Samples vor dem Upload in das Flash Memory des MOXF stark vereinfacht. jmelas.gr/motif/wave.php
Übrigens: Auch der umgekehrte Weg funktioniert. Bereits ab Werk ist die MOXF Workstation so aufgebaut, dass man von ihr aus auch DAW Programme ansteuern und diese mit den Buttons und Drehreglern des Keyboards bedienen kann. Ich selbst nutze dieses Feature nicht, aber Bert Smorenburg hat das recht anschaulich erklärt:
Der Preis für ein gutes Keyboard
Wer glaubt, dass er für eine derartige Zauberkiste ein Vermögen ausgeben muss, irrt sich. Bezahlt wurde die Entwicklungsarbeit der bei diesen Geräten eingesetzten Technik von den Käufern der Flaggschiffe. Die darauf basierenden, etwas abgespeckten, aber mit denselben Samples arbeitenden und wesentlich leichteren Workstations kosten nur einen Bruchteil der Klassiker. Leistungsfähige 88er Music Production Synthesizer gibt es gebraucht mit Case und Flash Memory bereits ab 800€.
Wenn man diese Zahl vergleicht mit den früheren Preisen für einen Yamaha Bühnenflügel CP-70, den Sequential Prophet-5 Synthesizer oder jenen Betrag, den zwei gute Gitarren kosten, kann man sich guten Gewissens gleich mehrere Workstations anschaffen. So habe ich ein Gerät zum Üben zuhause, ein zweites steht im Proberaum, ein drittes im Studio und das Vierte schließlich steht immer fertig gepackt im Bandbus.
Ankommen, einschalten, spielen. Schleppen? Nein Danke. Und mit einem kleinen USB-Stick am Schlüsselbund lassen sich alle Geräte einfach synchronisieren und so stets auf dem gleichen Stand halten.
Auf der Bühne ist es doch am schönsten
Workstations und Music Production Synthesizer sind heutzutage auf jeder zeitgemäßen Produktion zu hören. Wozu ein Orchester mieten, wenn die Samples von Timpani und Streichern den Laien kaum noch einen Unterschied heraus hören lassen?
Eigentlich sind Keyboarder mit Workstations die beneidenswertesten Musiker: Sie sind auf niemanden angewiesen, können (fast) alle Instrumente nachbilden, selbst spielen und aufnehmen …
Aber, mal ehrlich – das macht doch auf Dauer ganz schön einsam. Viel schöner ist es doch, mit seiner Band auf der Bühne zu stehen und das Haus zu rocken. Oder? Wie seht Ihr das? Schreibt´s mir wie immer in die Kommentare …
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