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Wie Dein Griff bei einem Handmikrofon den Sound färben kann
Ein Handmikrofon ist ein Mikrofon wie jedes andere. Allerdings beeinflusst die Art und Weise, wie Du das Mikrofon hältst, den Klang. Manche nutzen dies zu ihrem Vorteil, andere merken es gar nicht. In diesem Artikel erklären wir Dir, wie sich der Klang verändert, je nachdem wie Du das Mikrofon hältst.
Labor vs. Realität bei der Nutzung von Handmikros
Wenn Mikrofonmessungen im Labor durchgeführt werden, werden alle Hindernisse rund um das Mikrofon entfernt, die das Klangfeld stören könnten. Dies gilt für die meisten ermittelten Mikrofondaten wie Richtcharakteristik oder Frequenzgang. Das Mikrofon kann sogar mit dünnen Kabeln abgehängt werden, um den Einfluss des Mikrofonstativs zu vermeiden.
Darüber hinaus kann die Richtcharakteristik auch in einem von der typischen Anwendung abweichenden Abstand ermittelt werden. DPA Microphones misst Handmikrofone in einem Abstand von zwei Metern. Warum? Weil es auf der Bühne wichtig ist, entfernte Schallquellen so gut es geht zu unterdrücken, also ist es auch wichtig zu wissen, wie die Richtcharakteristik auf Entfernung aussieht.
Die im Labor ermittelten Daten sind gut für Studiomikrofone, die für Orchester in Konzertsälen bestimmt sind, große Studios und ähnliche Räumlichkeiten. Für diese Anwendungen werden die Mikrofone in einem – mehr oder weniger – ungestörten Schallfeld platziert.
Wie ist es bei Handmikrofonen?
Bei Handmikrofonen ist die Situation eine völlig andere. Man greift das Mikrofon auf verschiedene Arten. Man kann es am Handgriff halten (daher die Bezeichnung „Handgriff“) oder um den Korb herum – oder an jeder Position dazwischen.
Die Hand ist jedoch nicht das einzige Einfluss nehmende Hindernis; der Kopf des Sängers ist ebenfalls sehr nah am Mikrofon. Beide, Hand und Kopf, beeinflussen das Klangfeld. Das Design des Mikrofons unter Berücksichtigung der Verwendungsweise bestimmt, wie weit der Klang des Mikrofons beeinflusst wird.
Wenn man das Mikrofon am Handgriff nimmt, sollte sehr wenig Färbung oder Änderung der akustischen Stabilität auftreten (auch wenn dies bei einigen Mikrofonen durchaus der Fall ist).
Wenn man dagegen das Mikrofon mit einer oder beiden Händen am Mikrofonkopf greift – bekannt als „Cupping“ – treten Änderungen auf. In Verbindung mit einem PA-System gibt es ein erhöhtes Risiko akustischer Rückkopplung und unkontrollierter Klangfärbung.
Hier sind einige Beispiele, die aufzeigen, welche Auswirkungen unterschiedliche Handpositionen auf Abweichungen des spezifizierten Frequenzgangs haben. Die Messungen werden dabei mit der natürlichen Stimme vorgenommen. Das Mikrofon wird auf Achse in einem Abstand von 15 cm angesprochen.
Wir haben fünf Versuche durchgemessen, in denen das Mikrofon jeweils in der linken Hand gehalten und dann in die rechte Hand genommen wurde. Die rote Kurve ist das gemittelte Ergebnis von sechs Messungen. Eine gerade Linie zeigt einen ungestörten Frequenzgang.
Pos. 1: Das Mikrofon am Ende des Griffs zu halten erzeugt nur minimale Abweichungen von der Nominalantwort (Welligkeit oberhalb von etwa 3 kHz). Diese Welligkeit ist in der Regel nicht hörbar.
Pos. 2: Das Mikrofon am oberen Ende des Griffs, direkt unter dem Mikrofonkorb, zu halten erzeugt eine Welligkeit mit etwas höherer Amplitude verglichen mit der unteren Halteposition. Dies mag hörbar sein, allerdings sind dies immer noch nur geringe Abweichungen.
Pos. 3: Cupping mit Zeigefinger und Daumen plan an der Front des Mikrofons erzeugt Resonanzen. Die Hauptresonanz liegt einmal im Bereich von +9 dB @ 1,8 – 2,2 kHz. Eine andere Resonanz befindet sich bei etwa 10 kHz. Diese Resonanz ist hörbar (und färbt den Klang) und sie ist eine Ursache für akustische Rückkopplungen bei PA-Systemen.
Pos. 4: Dies ist eine typische Position – die Hand deckt die Hälfte des Korbs ab und der Daumen liegt über der Spitze. Die Hauptresonanz befindet sich bei etwa 2 kHz (niedriger Q) und erneut bei oberhalb von 6 kHz.
Pos. 5: Die Hand umgreift den Mikrofonkopf, was Resonanzen deutlicher hervortreten lässt. Die Hauptresonanz liegt bei etwa 2 kHz, aber auch im Bereich von 3-4 kHz entstehen Resonanzen aufgrund des Hohlraums an der Front des Mikrofons.
Wie die obigen Beispiele verdeutlichen, verursachen Reflexionen von der Hand bei korrekter Haltung nur eine kleine Welligkeit im Frequenzgang. Daher sollten keine Klangabweichungen auftreten, wenn der Anwender das Mikrofon nur am Griff hält.
Unterschiedliche Einflüsse durch die Physiognomie des Sängers
Auf der anderen Seite treten bei Cupping und anderen Positionen der Hand auf dem Mikrofon Resonanzen auf. Diese Resonanzen sind abhängig von Größe und Platzierung der Hand. Eine größere Hand kann deutlichere Resonanzen hervorrufen.
Hohlräume in der Nähe des Mikrofons, eingeschlossen dem Mund des Sängers, verursachen ebenfalls Resonanzen. Ein weit geöffneter Mund vor dem Mikrofon ist ein riesiger Hohlraum, der die Leistung des Mikrofons beeinflussen kann.
Der erste Schritt zur Vermeidung dieser Probleme ist das Halten des Mikrofons am Griff und nicht am Mikrofonkorb. (Beatboxer können diese Empfehlung ignorieren, da Resonanzen integraler Bestandteil ihres Sound-Designs sind).
Denke darüber hinaus daran, dass die Membran der meisten direktionalen Mikrofone Schall sowohl von vorne als auch von hinten aufnimmt. Es besteht eine empfindliche Balance zwischen den beiden Schallanteilen, und diese Balance kann schnell aus dem Gleichgewicht gebracht werden, was dann wiederum in einer Änderung der Richtcharakteristik resultieren kann.
Wie klingt die Färbung?
Hier sind ein paar Beispiele für die Klangfarbe in Abhängigkeit von der Handposition:
Pos. 1: Das Mikrofon wird am Ende des Griffs gehalten.
Pos. 2: Das Mikrofon wird am oberen Ende des Griffs gehalten, direkt unter dem Mikrofonkopf.
Pos. 3: Cupping mit Zeigefinger und Daumen plan zur an der Front des Mikrofons.
Pos. 4: Die Hand deckt die Hälfte des Korbs ab und der Daumen liegt über der Spitze.
Posi. 5: Die Hand umgreift den Mikrofonkopf und formt einen kleinen Hohlraum vor dem Korb.
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Referenzen
- Schneider, Martin: The effect of the Singers‘ Head on Vocalist Microphones. AES 120th Convention, Paris, France. (2006).
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- Schneider, Martin; Breitlow, Jürgen: Das Mikrophon und der Körper – Teil 2. 27. Tonmeistertagung, VDT International Convention. (2012).
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- Brixen, Eddy B.; Voetmann, Jan: Electroacústica Práctica. Editorial Tebar. ISBN 978-84-7360-482-6, 2013. ISBN 978-84-7360-625-7, 2018.
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