Drumlegende Gary Wallis* / Foto: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze
Die Musikmesse ist tot, es lebe der Musicpark?
Die über Jahrzehnte etablierte weltgrößte Musikmesse schafft sich seit Jahren selber ab. Wo die parallel laufende Messe für Veranstaltungstechnik namens „pro Light and Sound“ zu florieren scheint, konnte man bei der diesjährigen 39. Ausgabe nur noch ein trostloses Überbleibsel der vorausgegangenen glorreichen Zeiten entdecken.
Der Niedergang der Frankfurter Musik Messe
Die Reste der früher unübersichtlich großen Ausstellung, konzentrierten sich zusammen in nur noch einer Halle. Ein Viertel davon war für Schlaginstrumente, ein weiteres Viertel für Gitarren und Bass und ein weiteres Viertel für Blasinstrumente gedacht. Selbst diese verhältnismäßig kleinen Flächen war nur spärlich von Ausstellungsständen belegt.
Wo sich früher die Stars der Musikszene getroffen haben, wo man die Gelegenheit hatte Wunsch-Instrumente auszuprobieren, wo man alle Neuerscheinungen der Hersteller zum ersten Mal in die Hände bekam, war dieses Jahr von alldem nichts mehr übrig.
Ein langsames Sterben über Jahre
Nun, der Trend zeichnete sich seit vielen Jahren deutlich ab. Die Organisation der Musikmesse Frankfurt liess dennoch nicht von ihrer eingeschlagenen Politik ab. Man wünscht sich Hersteller die mit Händlern Geschäfte machen, Endkunden sieht man auf dem Messegelände nicht so gerne.
Die Möglichkeit im Internet per Mausklick sein Trauminstrument nach Hause geschickt zu bekommen und es innerhalb von 30 Tagen kostenlos zu testen ist sicher ein zusätzlicher Faktor, der negativ auf die Frankfurter Musikmesse wirkt. Seit über 30 Jahren besuche ich die Musikmesse nun fast lückenlos jährlich. Als Schlagzeuger und Schlagzeuglehrer habe ich viele meiner Schüler über die Jahre für die Musikmesse begeistert.
Meine Schüler kamen mit tollen Eindrücken, hochmotiviert zu spielen, zu üben und mit vielen Wünschen zurück. Bargeld wurde anschließend in Musikgeschäften gegen Instrumente eingetauscht. Der eine oder andere traf sogar sein Idol und erlebte das Flair und Knistern in der Luft dieser Musikmessen Atmosphäre. So erfüllt eine Messe ihren Zweck. Dachte ich zumindest immer.
Auf zu neuen Ufern
Verflossenen Zeiten hinterher zu trauern, hat einen bekanntlich noch nie weitergebracht und so gibt es viele Gründe alte Tränen weg zu wischen und den Kopf gespannt zu heben. Es gibt denn auch so einige engagierte Leute mit guten Ideen! Sie stecken den Kopf nicht in den Sand und warten mit tollen, neuen Konzepten auf wie …
… Der Guitar Summit in Mannheim …
StageAID Founder Jörg Kirsch war dieses Jahr vor Ort und hat seine Eindrücke im StageAID Messebericht (https://www.stageaid.de/der-guitar-summit-2019/) dargestellt. Ich spare ich mir an dieser Stelle daher ausschweifende Ausführungen.
Doch so viel sei gesagt: alle Gitarren- und Bass-Interessierten finden hier genau was sie suchen. Alle renommierten Hersteller sind vor Ort und das Workshop Angebot ist gigantisch.
Master Classes und Live Events finden zahlreich an den Ständen, auf den Bühnen und in den Workshopräumen statt. Wer bisher noch nicht dort war, sollte sich das im nächsten Jahr nicht entgehen lassen: https://www.guitarsummit.de
… und der MusicPark in Leipzig!
Ein paar Tage ist es nun her, dass in Leipzig der erste MusicPark statt fand. Alternativlos zuzuschauen wie sich die Frankfurter Musikmesse auflöst, als würde sie von einem schwarzen Loch langsam aufgesaugt, kommt für das Team der neuen Musik Messe in Leipzig namens „MusicPark“ nicht in Frage.
Links: Oli Schulte grüßt aus dem MusicPark Leipzig / Rechts: der Ausnahme-Schlagzeuger Moritz Müller in Aktion
Die Wiederbelebung einer guten Idee
Was im Vorfeld angekündigt wurde, klang spannend und vielversprechend. Genau die Aspekte, die in den vorausgehenden Jahren in Frankfurt vermisst worden waren und immer weniger wurden, sollten in Leipzig wiedergeboren werden. Entertainment, Stars und Sternchen, Instrumente zum anfassen und eben dieses Knistern in der Luft, dass wir Musiker über die Jahre so sehr vermisst haben.
Das Messeteam zusammen mit der Band „Soundtopia“
„Stage Zero“ – hier wurden die gesamte Zeit über fette Konzerte zelebriert
Nach drei wirklich intensiven Tagen als aktiver Musiker, Beobachter, sowie aus der Sicht des Herstellers und musikbegeisterter Mensch kann ich sagen, dass die Umsetzung des MusicPark mehr als gelungen ist. Am liebsten wollte man an allen Bühnen, Workshops und Vorführungen gleichzeitig teilnehmen.
Das Drumset der Band „Hartmann“
Beste Stimmung überall
Das Programm war mehr als abwechslungsreich. Die Herstellerbranche war mannigfaltig aufgestellt, die Laune war egal wohin man kam locker und fröhlich. Das Gelände übersichtlich, in zwei große Hallen aufgeteilt, so dass sich die Fußwege gut bewältigen ließen und man an einem Tag wirklich viel mitbekommen konnte.
Musiker mit Schecter Gitarre* / Foto: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze
Die Community unter Herstellern und Künstlern stand die ganze Zeit während des MusicParks im Vordergrund. Und man spürte allgegenwärtig – mit altbekanntem, wohligem Gefühl – den Start von etwas Neuem.
Viel Spass vor´m Messestand vom Musikhaus „Session“ aus Frankfurt/Main
Der nächste MusicPark ist bereits geplant. Vom 06.-08. November 2020 bekommen alle die dieses Jahr nicht dabei waren erneut die Gelegenheit.
Meine Empfehlung:
Seid dabei, es lohnt sich! Aber vergesst euren Gehörsschutz nicht. Schaut hier mal rein:
https://m.facebook.com/musicparkLeipzig/
und:
https://www.musicpark.de/de/
Das war´s von mir, es grüßt Euch Oliver
Alle Fotos von Oliver Schulte, ausser die zwei mit *
Stimmt absolut, Oli……Menschen bei dem zusammen zu bringen, was sie lieben, das ist die Prämisse. Angenehme Umgebung, hoher Info- und Entertainmentfaktor sorgen bei diesen Messen für den Erlebniskick, den sich die Besucher wünschen.
Langweilige Ausstellungsstände mit Hinterzimmer zur Auftragsunterzeichnung sind out…..Gott sei Dank 🙂