Keyboarder und Gitarristen kennen ihn bereits seit langem: Den Standard für die Übertragung der Daten zwischen zwei oder mehr elektronischen Musikinstrumenten und / oder Effektgeräten: MIDI – das Musical Instruments Digital Interface. MIDI 1.0 wurde bereits 1982 eingeführt, ist seitdem mehrmals erweitert worden und erfreut sich nach wie vor auf der Bühne und im Studio großer Beliebtheit.
In der Praxis wählt der Gitarrist mit seinem Pedalboard via MIDI Befehl die Presets auf seinen Modeler (Kemper, Line-6 u.a.). Der Keyboarder verbindet per MIDI Kabel mehrere Keyboards miteinander, um die Tastaturbewegungen seines Hauptinstruments an nachgelagerte Keyboards zu übertragen und zeitgleich deren Sound im sogenannten Layer Modus zu spielen.
Es ist eigentlich ganz leicht …
Kommt lediglich eine Direktverbindung zum Einsatz, ist es eigentlich ganz leicht: Das MIDI-Kabel am MIDI-Ausgang des sendenden Geräts einstecken und mit dem MIDI Eingang des empfangenden Geräts verbinden und den identischen MIDI Channel (1-16 oder OMNI) wählen. Sofern beide Geräte über denselben Anschluss verfügen (z. B. die klassische 5-polige Buchse) geht das kinderleicht. Doch sobald unterschiedliche Anschlüsse verbaut sind (5-Pol, USB-A, USB-C oder Bluetooth), wird’s rasch unübersichtlich.
Ich persönlich nutze MIDI auf der Bühne, um auf meinem Tablet mit Antippen eines Songs aus der Setlist im Bandhelper automatisch die dafür vorbereiteten Presets meines Keyboards zu aktivieren.

Daneben lasse ich das Tablet noch so manch anderes Kommando ausführen wie z.B. die Umschaltung des Betriebsmodus (Voice, Performance, Song, Pattern), die Initial-Einstellung von Volumen- und Sustain-Pedal, des Modulations- und Pitch Bend Wheels und vieler anderer Funktionen. Das erspart mir die Fummelei auf der in den Songpausen abgedunkelten Bühne, nimmt viel Stress und ermöglicht es mir stattdessen, mich voll auf die Show konzentrieren zu können.
Eine Herausforderung ohne MIDI Through
Bei einer meiner Bands stand ich vor der Herausforderung, die MIDI Daten meines Tablets sowohl an mein Keyboard, einen Voice Prozessor und den Drum Computer schicken zu müssen. Normalerweise wird das dadurch realisiert, indem ich die Daten vom Tablet über die MIDI Through Buchse meines Keyboards an das nächste Gerät weiterleite. Nicht selten aber verzichten Hersteller auf den Einbau eines MIDI Through.
Gleichzeitig wollte ich aber auch die Tastaturinformationen meines Keyboards an den Voice Prozessor schicken, der aber lediglich über eine einzige MIDI-Eingangsbuche verfügt. So griff ich zu einer MIDI Merger Box, die es als Zubehör zu kaufen gibt und die in der Lage ist, nahezu latenzfrei die eintreffenden MIDI Daten zu mischen (Merge) und an mehrere Empfänger zu verteilen. Aber mit zunehmendem Gerätepark und unterschiedlichen Anschlusstypen kommt man hier schnell an die Grenzen des Möglichen.
Neue Wege mit H4-MIDI-WC
Abhilfe schafft hier eine auffallend kleine, längliche Kiste in der Länge eines Smartphones namens H4 MIDI WC des Herstellers CME. Sie ist in der Lage, MIDI Daten, die über klassische 5-Pin Buchsen, über USB A, USB C und auch Bluetooth (optional) eintreffen, zu verarbeiten und an ebensolche Ausgänge zu verteilen.
Der USB A Port ist darüber hinaus in der Lage, über einen handelsüblichen USB Hub bis zu acht(!) weitere MIDI Devices zu versorgen. Im Betriebsmodus wird der MIDI-Traffic über grüne, blinkende LEDs an den einzelnen Ports angezeigt, was bei der Fehlersuche äußerst hilfreich ist.
Routing und Mapping
Der Clou ist das via Programm (verfügbar für iOS, MacOS, Windows, Android) konfigurierbare MIDI Routing und Mapping(1). Ähnlich einem Bahn-Stellwerk legt man mit diesem Programm fest, welches Routing die eintreffenden MIDI Signale nehmen sollen und welche MIDI-Daten dabei eventuell zurückgehalten (gefiltert) werden sollen. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn einzelne Geräte an der MIDI-Datenflut zu ersticken drohen oder man Preset-Änderungen nur an ausgewählten Devices vornehmen will:
Das Bluetooth Chipset für das H4MIDI WC ist als Zubehör unter der Bezeichnung WIDI CORE erhältlich. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Smart Breakout Board mit integrierter PCB-Antenne . Es wird mit einer verständlichen Einbauanleitung (englisch) geliefert und ist in wenigen Minuten installiert.
Meine Tests mit den Bluetooth-Dongles unterschiedlicher Hersteller (Yamaha, CME, QuiccoSound) waren ausnahmslos erfolgreich. Der Aufbau der Bluetooth Verbindung zu den MIDI-Dongles geschieht völlig selbstständig und in auffallend kurzer Zeit (< 3 Sekunden).
Das H4MIDI WC wird über die USB C Buchse mit Strom versorgt – wahlweise über den Anschluss an einen Computer oder über ein externes USB Netzteil. Die periodisch vom Hersteller veröffentlichten Firmware Updates halten das Gerät aktuell.

Ergebnis
Was mich begeistert, sind die auffallend niedrige Latenz(2) bei der Datenübertragung und die Tatsache, dass der kleine Kerl nicht auf einen Computer angewiesen ist, sondern als Standalone betrieben werden kann.
Seine kompakte Bauweise und unkomplizierte Handhabung machen ihn zu einem idealen Begleiter für alle MIDI Anwender, die gelegentlich komplexe MIDI-Konfigurationen realisieren müssen.
(1) Mapping (EDV) = Datenmapping wird der Prozess genannt, der Datenelemente zwischen unterschiedlichen Datenmodellen abbildet. Datenmapping ist ein erster Schritt für verschiedene Aufgaben in der Informationsintegration.
(2) Latenz = Die Latenz, auch Reaktionszeit genannt, beschreibt die Zeit zwischen einem Befehl und der erwarteten Reaktion. Dabei kommt es immer zu einer Verzögerung, verursacht durch unterschiedlichste Faktoren. Grundsätzlich gilt, dass eine niedrige Latenz bzw. Verzögerung erstrebenswert ist – eine hohe Latenz sollte vermieden werden.

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