Nach welchen Kriterien könnt Ihr Eure Beschallung sauber planen? Welche Verstärkerleistungen und Lautsprecher sind dabei erforderlich? Wie wird die Anlage korrekt installiert? Wir haben einen Wegweiser zusammengestellt, der Euch ganz einfach zeigt, auf was Ihr bei der Auswahl und Aufbau der Komponenten achtet.
Dabei gehen wir von typischen Konzertsituationen aus, und starten bei Locations bis ca. 200 Besucher.
Beispiel A: Beschallungsanlagen für Akustikbands
Wollt Ihr z.B. nur ein Gesangsduo mit akustischen Gitarren verstärken, ist primär der Frequenzbereich zwischen ca. 100 Hz und 15.000 Hz wichtig. Im eigentlichen Baßbereich
(40 – 100 Hz) spielt sich meist nicht viel ab.
Lautstärkemäßig liegt man auch eher im unteren Bereich (in normalen Räumen ca. 100 – 500 W), die Systeme sollten einen Spitzenpegel von mindestens 115 dB/ m erzeugen. Hier wäre also die Domäne von kompakten Lautsprechersystemen. Achtet darauf, keine klanglich minderwertigen Komponenten zu kaufen, sonst klingt Ihr auch billig.
Hier findest du eine große Auswahl von Komplette Beschallungsanlagen
Welche Beschallungsysteme kommen in Frage?
- Kompakte Fullrangelautsprecher auf der Basis von 12“ oder 15“ Bass. Angetrieben von einem Powermixern (Mischpulte mit eingebauten Verstärkern) habt Ihr hier eine typische Gesangsanlage, die sich auch hervorragend als Proberaumanlage eignet.
- Kompakte Fullrangelautsprecher mit eingebauten Verstärkern und dazu ein Mischpult.
- Bei Sub/ Sat Systemen (Basslautsprecher und Mittelhochton sind in getrennten Gehäusen untergebracht) sind die Verstärker meist eingebaut. Dabei ist ein Basslautsprecher ab 10“ sinnvoll, bei basslastiger Musik eher 12“oder 15“. Die dazu passenden Kompakt-Topteile sollten mindestens einen 8“ Basislautsprecher haben.
- Eine Sonderstellung bei den Sub/Sat Systemen nehmen die immer beliebteren „Stangensysteme“ ein, hier ist das Topteil eine mehr oder weniger lange, schlanke Säule, die mit mehreren kleinformatigen Lautsprechern bestückt ist. Der Vorteil sind unauffällige Optik, geringes Gewicht und ein breites Abstrahlverhalten.
Beispiel B: Beschallungsanlagen für Rock-Bands
Eine Rockband braucht entsprechend mehr Power. Wenn man sich vor Augen hält, dass die eigentliche Bühnenlautstärke (E-Gitarren, Drums etc.) schon oft über dem liegt, was unsere Kompaktbox (aus Beispiel a) leisten kann, wird schnell klar, dass hier andere Kategorien gelten:
Wie bekommt man den nötigen Schub?
- Der Low- Frequenzbereich, in dem der nötige „Schub“ von Bass und Bassdrum erzeugt wird (40 – 100 Hz): Um den gewünschten „Druck“ zu bekommen, müssen große Luftmassen zum Schwingen gebracht werden. Das geht nur mit viel Membranfläche (entweder viele kleinere Lautsprecher oder entsprechend weniger große) und der entsprechenden Membranauslenkung. Diese ist proportional zur eingespeisten Verstärkerleistung. Meistens werden hier 15“ oder 18“ Lautsprecher eingesetzt.
- Der „Informationsbereich“ (über 100 Hz), in dem Gesang und Solos liegen, muss deutlich lauter als die vorhandene Bühnenlautstärke sein, um bei Gesang und Einzelinstrumenten die nötige „Mixerfreiheit“ (Headroom) zu haben. Der Frequenzgang sollte möglichst gleichmäßig und verzerrungsfrei bis ca. 18.000 Hz nutzbar sein.
Das absolute Minimum für eine ordentliche Beschallung
Aus 1. und 2. ergibt sich bei kleinen pop- und rockorientierten Beschallungen eine Mindestbestückung der Lautsprechersysteme von je 1 x 15″ oder 1×18“ Bass pro Seite sowie die zugehörigen Mittelhochtonspeaker, die einen mindestens 10″ großen Lautsprecher und ein Hochtonhorn enthalten sollten.
Die erforderliche Verstärkerleistung liegt bei mindestens 2 x 500 sauberen, unverzerrten Watt. Das Gesamtsystem sollte auf 1m mindestens 125 dB produzieren.
Soll es noch lauter werden, werden einfach mehr Bässe aufgestellt. Bei den Topteilen wird die Bestückung opulenter, üblich sind 2×12“ mit entsprechender Hochttonsektion. Die Verstärkerleistung skaliert entsprechend nach oben bis ca. 2x 3000 W
Wie kann man Beschallungssysteme optimieren?
Solche Systeme werden jeweils in ihren Frequenzbereichen optimiert und mit eigenen Verstärkern betrieben. Diese sind entweder fest in den Lautsprechern (integrated selfpowered) oder in externen Racks mit entsprechendem Controlling eingebaut.
Anlagen, die diese Kriterien erfüllen, werden als PA („Public Adress“ oder „Professional Audio“) bezeichnet. Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt. 100.000 Watt und mehr sind keine Seltenheit. Auch die Speakerbestückungen und -größen variieren ziemlich, da es nicht „die“ Anlage und erst recht keine Norm gibt.
Nachdem wir möglichst nichttechnisch und leicht verständlich die Oberbegriffe „Gesangsanlage“ und „PA“ besprochen haben, geht es nächstes Mal etwas mehr in die Einzelheiten. Hier zeige ich Euch, wie Ihr eine Beschallung korrekt dimensioniert und ein paar Tricks, damit Euer Sound erste Sahne wird.
Verratet Ihr uns in den Kommentaren, welche Lautsprecherkombination bei euch gut funktioniert?
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Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man sieht, was technisch heutzutage alles möglich ist. Hier ein Clip von Robert Scovill, FOH Soundengineer der Tom Petty 40th Anniversary Tour: http://www.youtu.be/1WivqSEp7O4
Darin berichtet er, wie es nur mithilfe von Messmikrofonen und intelligenter Audiosoftware möglich ist, den Besuchern auf allen(!) Rängen des riesigen Red Rocks Amphitheater ein tolles Klangerlebnis zu liefern. Das spielt zwar in einer ganz anderen Liga, ist aber selbst für Technik Freaks beeindruckend.