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Dienstag, Dezember 3, 2024
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Bandvorstellung: PJ Fairley – vom Drummer zum Frontmann

© Bernd Bode

Seit Kurzem sorgt eine „junge“ Band aus „alten Hasen“ im Frankfurter Raum für Aufsehen. Diese Deutsch-Amerikanische Formation hatte gerade mal 4 erfolgversprechende Proben – dann kam der Lockdown. Jetzt sind sie auf Tour. Doch wer ist die PJ Fairley Band? Für welche Musik steht sie? Ich versuch´ das mal herauszufinden …

Die Anfänge

Zunächst einmal steht der Sänger und ehemalige Drummer PJ Fairley  in der Band im Mittelpunkt. Eine erfahrene, einfallsreiche und gleichzeitig toughe Persönlichkeit aus North Carolina. Bereits damals, vor über vierzig Jahren in den USA, begann er Schlagzeug zu spielen. Auch in der Kirche, die Startplattform vieler Sänger der Black Community, die später sehr erfolgreiche Künstler wurden, sang er oft mit seinem Vater zusammen Gospels. Doch bald schon zog es ihn raus aus dem provinziellen Südstaaten-Mief, und er fand in Deutschland seine neue Heimat.

Hier hat er in zahlreichen Bands und in ungezählten Jam Sessions hinter den Drums gesessen. Dann, vor ein paar Jahren, entschloss er sich die Drumsticks gegen das Lead Vocal Mikrofon zu tauschen. Und seine Stimme erwies sich als äußerst talentiert.

Seit im Mai diesen Jahres sein Debut-Album herauskam, wusste jeder, der den Silberling das erste Mal hörte, dass das genau der richtige Schritt war. Seit Juli tourt er wieder mit seiner Band durch Deutschland. Doch wie es dazu kam, erzählt er uns in diesem Gespräch.

Auf ein Bier mit PJ Fairley

„Es hat eine eine Weile gedauert. Ich habe erstmal mit verschiedenen Bands, in den unterschiedlichsten Formationen zusammen gearbeitet“ , erzählt mir PJ Fairley.  „Meine Musik war sehr unterschiedlich. Angefangen mit Rockmusik, ging´s weiter mit Funk & Soul und Rock’n’Roll, sogar mit Metal konnte ich mich anfreunden. Und als Schlagzeuger habe ich oft auch die Backing Vocals übernommen.“ 

Auf meine Frage, wie er Frontmann wurde, führt PJ Fairley weiter aus: „Als Background Sänger verstehe ich was von Harmonien. Im Laufe der Zeit, während ich gelegentlich auch mal die Lead Vox bediente – meist allerdings als Background Sänger – habe ich mich gefragt (genauso, wie viele Leute, die mich kannten): Warum kommst Du nicht ganz nach vorne als Frontmann?“ 

„Well, es war erstmal ein ziemlich seltsamer Gedanke für mich. War ich wirklich so weit, vorne zu stehen und die Lead Funktion in einer Band zu übernehmen? Eigentlich bleiben Schlagzeuger meistens im Hintergrund. Der Drummer ist der am wenigsten besungene Star – und die wenigsten Leute beachten ihn. Außer, er spielt ein Solo oder schreibt eine Art von Musik, die sich von dem sonst üblichen Stil abhebt“  antwortet er auf meine Frage nach seinen anfänglichen Zweifeln, und streckt sich auf der Couch.

Auf zu neuen Ufern

„Deshalb war der Schritt für mich, als Schlagzeuger nach vorne zu gehen, etwas komplett Neues“ , berichtet er nachdenklich. „Aber es war auch irgendwie so, dass man das an mich herantrug. Als das passierte, sagte ich mir, okay, wenn ich’s mache, dann gehe ich nach vorne, dann übernehme ich Verantwortung und tue, was zu tun ist.“ 

Genüßlich nimmt er einen Schluck von seinem Bier: „Je sicherer freilich, ich mich in dieser neuen Rolle fühlte, desto mehr war ich davon begeistert.“ 

Und etwas nachdenklicher: „Doch die größte Herausforderung als Frontman und Bandleader ist der Schlagzeuger hinter Dir. Gerade wenn Du selbst vorher in der Band am Schlagzeug gesessen hast. Das war bei mir der Fall. Die Person, die jetzt auf dem Drummer Seat hinter mir sitzt, ist ein guter Freund …“ 

„Ich höre die Dinge nun mal auf die gewisse Art und Weise, wie sie nur ein Schlagzeuger hört. Und wenn der Drummer hinter mir nicht dasselbe hört wie ich, kann es schon mal zu Konflikten kommen. Doch bislang hat das gut funktioniert – und ich bin sehr glücklich damit.“ 

Die Roots von PJ Fairley

Auf die Wurzeln seiner musikalischen Laufbahn angesprochen, holt er weit aus und beginnt zu erzählen: „Ich bin in einer Kirche groß geworden wie viele andere farbige Musiker auch. Wir haben Gospel gesungen, weil insbesondere unsere Mütter zur Kirche gegangen sind. Dabei haben wir Kinder im Chor gesungen mit diesen hohen Kinderstimmen.“

„Andererseits habe ich auch schon im Schulchor mitgesungen. Dort bekam ich viel über Harmonielehre beim Gesang mit. Zur selben Zeit spielte ich dann auch noch in einer Schülerband. Ich hab‘ also beides gemacht“ , sagt er grinsend.

„Ich glaube, dass mich das mit der Band ganz besonders fasziniert hat – insbesondere als Schlagzeuger. Doch eines Tages fragte mich mein Vater, ob ich irgendetwas in der Schulband lernen würde. Klar, sagte ich. Zu jener Zeit war ich so elf, zwölf Jahre alt.“

„Dann sagte er, okay, wenn du heute mit der Schule fertig bist, komm nach Hause, mach Deine Hausaufgaben und leg‘ dich danach ein bisschen schlafen. Denn Du wirst mich heute Nacht zu meiner Arbeit begleiten.“

Jetzt wird´s spannend. Ich beuge mich aufmerksam nach vorne: „Mein Vater war ein guter Blues- und R&B Gitarrist und er sang auch. Er nahm mich also mit zur Arbeit. Das war aufregend. Natürlich war ich vorher noch nie in einem Nightclub gewesen – aber egal, er nahm mich einfach mit. Er zeigte mir vier grundlegende Rhythmen – denn ich hatte bis dahin noch nie hinter einem Schlagzeug gesessen. Er zeigte es mir, und von da an ging es los.“

„An der Junior High School und der High School wurde ich zu einem der beliebtesten Drummer in der Gegend. Das hielt mich davon allerdings nicht ab, weiter zu singen. Ich hab‘ die Background Vocals gesungen für mich selbst, manchmal auch die Lead Vocals mitgesungen, während der Sänger vorne stand – That worked out pretty good for me!“

Erste Erfahrungen als Bandleader

„Meine Erfahrung als Bandleader fing an, als ich nach San Diego, CA, umzog. Zusammen mit drei Freunden gründete ich die Band „HORIZON“. „HORIZON“ war eine Funk & Soul Band, die – wie viele andere auch – Cover spielte. Wir waren jedoch neu in der Gegend – We were the new kids on the block. Und wir hatten einen entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu K.C. & The Sunshine Band haben wir nicht Disco gemacht, wir spielten echten Funk & Soul.“

Mit „TOTO“ auf Tour

„In der San Diego Bay Area gabs dann einen Bandwettbewerb auf dem wir den 2. Platz erreichten. Der Gewinn für die Band auf dem zweiten Platz war ein Touring Contract. Und es stellte sich heraus, dass bei der 6-wöchigen Tour die Supergroup TOTO der Headliner war. 6 Wochen mit TOTO – Wahnsinn!“

PJ Fairley ist in seinem Element. Doch dann wird er ernst: „Die Tour ergab für mich die Gelegenheit zu erkennen und zu lernen, um was es bei der Musikindustrie wirklich geht. Ich habe den Drummer von TOTO, Jeff Porcaro, kennengelernt und all die anderen Musiker. Die Jungs hatten großen Einfluss auf mich – speziell Jeff Porcaro: Ich versuchte, sein Art, Schlagzeug zu spielen, nachzumachen. Ganz besonders im Hinblick auf das Timing.“

HORIZON 2.0

„1980 kam ich also nach Deutschland. Ich wollte raus aus den USA und mal was neues erleben. Als ich dann in Deutschland ankam, startete ich nach kurzer Zeit mit einer Neuformierung der Band HORIZON, deren Mitglieder zum überwiegenden Teil beim US Militär arbeiteten. Mit der neuen HORIZON, mit Bassist John Diggs, dem Keyboarder Dave und dem Gitarristen Kenny Copeland ging´s los.“

„Die deutsche Ausgabe von HORIZON entpuppte sich als sehr dynamische Formation. Wir haben viele Konzerte im Großraum Frankfurt gegeben, im Club „Klimperkiste“, oder im „Jazz Life Podium“. Auch im weit entfernten Aschaffenburg (wir waren in Hahn/Hundsrück stationiert) hatten wir Gigs. Es entwickelte sich sehr gut für HORIZON 2.0 …“

Hessen – mein neues Zuhause

„Wie ging’s weiter, was bewog dich, hier in Deutschland zu bleiben?“ frage ich etwas ungeduldig aber neugierig: „Nach einer gewissen Zeit wechselt Militärpersonal zu einem anderen Standort, zu einer anderen Einheit oder geht zurück in die USA. Und genau das passierte auch mit HORIZON. Alle gingen woanders hin, ich wollte bleiben.“

„Dadurch, dass ich hier geblieben bin, kam ich in Kontakt mit einer anderen Musikszene. Ich lernte die Sprache. Man sagt, wenn Du in einem fremden Land leben willst, musst Du die Sprache lernen und Geld zählen können. Das hab ich gemacht. Also blieb ich in Deutschland und lernte eine Menge neuer Leute, viele gute Musiker kennen.“

„So bin ich auch auf eine Band namens FORREST gestoßen. Bandleader ist Bodo Groß, ein großartiger Gitarrist und hervorragender Songschreiber. Am Bass war HaJo Zitzkowski. Ich erwähne diesen Namen ganz besonders, weil HaJo nun in der PJ FAIRLEY BAND Bass spielt. Inzwischen kennen wir uns seit mehr als 38 Jahren.“

PJ Fairley / © Markus Hilger/Andy C.

Die Geburt der PJ FAILEY BAND

„Als ich mich entschloss, die PJ FAIRLEY BAND zu gründen und schon ein paar andere Bassisten erfolglos ausprobiert hatte, wusste ich: den, den ich brauche war HaJo. HaJo kennt mich. Er weiß, wie ich spiele, und was mir vorschwebt. Er hatte schon immer ein gutes Gespür dafür, was ich tue und kann mich richtig einschätzen. Es stellte sich heraus, dass HaJo sich zu einer der Stützen der PJ FAIRLEY BAND entwickelte.“

Erweiterung des Repertoires mit Keyboards

„Wenn ich über die Formation der PJ FAIRLEY BAND spreche, über mich, über Chris, den Keyboarder und den Schlagzeuger – dann ist das eine ganz besondere Verbindung. Für mehrere Jahre waren Chris und ich in derselben Band. Ich glaube, das war die Zeit, als ich von den Drums zu den Lead Vocals wechselte. Als unser zweiter Gitarrist die Band verließ, kam Chris zu uns. Keine neue zweite Gitarre sondern jetzt war’s ein Keyboarder! Die Keyboards machten uns in den Arrangements flexibler; wir verfeinerten und vergrößerten unser Repertoire.“

Ein Drummer, auf den ich mich verlassen kann

„Der Name meines Drummers ist Jay Jackson. Jay und ich – das ist eine lustige Geschichte – stammen aus derselben Stadt in den USA: Es hat 42 Jahre gedauert, um einander zu finden. Jay ist ein sehr dynamischer Schlagzeuger – sehr solide, ein Drummer, der den Job richtig ausfüllt. Und einer der das hört was ich auch höre!“

„Wie ich schon sagte, war ich früher im Rock, Rock’n’Roll und auch der Metal Szene unterwegs: Ich spielte mit wechselnden Bands Metal. R&B, Funk & Soul und Blues war noch kein Thema. Doch genau das ist Jays Genre. Auf einer Jam Session lernten wir uns kernen. Als Jay in den Club kam, wurde er gleich gefragt, ob er spielen wolle. Er hinter’m Schlagzeug und ich am Mikrofon. Unser gemeinsamer Auftritt überraschten die Gäste total: Wir hatten uns bis dato noch nie getroffen und rockten das Haus! Das war mein Mann!“

Einer fehlt noch

„Das Basis Setup meiner Band war nun fast komplett: Wir haben einen Bassisten: HaJo. Einen Keyboarder: Chris. Einen Drummer: Jay. Was ich noch brauchte, war ein richtig guter Gitarrist. Jemand, der erstens relativ neu in dieser Art von Musik unterwegs war und der zweitens sehr mitreißend spielt.“

„Einer der sich die Aufmerksamkeit des Publikums holt und sie behält und die Zuhörer dazu bringt, uns lange in Erinnerung zu behalten und dass sie über uns reden. Es war Paul Hilger, Gitarrist bei einer Reggae Combo, ein wirklich dynamischer Gitarrist. Er konnte einfach alles spielen.“

Bandlogo / © Chris Hinz

The next Level

„Um dahin zu kommen, fehlte uns nur noch dieser Gitarrist. Paul Hilger kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir nennen ihn „lightning fingers“, denn seine Hände sind so flink. Die Dinge, die er spielt, sind der Wahnsinn – ich würde sagen, er kann mit jedem bedeutenden Gitarristen mithalten. Jetzt, wo er mit der PJ FAIRLEY BAND spielt, erweitert er seine Horizonte. Er lernt verschiedene Musikrichtungen kennen. Er ist nicht nur festgelegt auf Reggae oder Rock – er vergrößert seinen Horizont immer weiter. Und das ist gut für ihn.“

Die erste CD– See. Hear. Feel.

„Das ergibt jetzt den vollen Sound, den wir uns gewünscht haben. See. Hear. Feel. Denn wir wollen alle Sinne unserer Zuhörer ansprechen – mit dem, was sie sehen, was sie hören und was sie fühlen. Wenn wir die Aufmerksamkeit dieser drei Sinne erhalten, dann werden unsere Zuhörer gerne immer wieder zu uns kommen. Daher auch der Titel unserer ersten silbernen Scheibe …“

PJ alive / © Gaby Lehmann

Das etwas andere Repertoire

„So“, warf ich ein: „Wir haben jetzt die Bandmitglieder und auch eine erste CD. Doch was für ´ne Art von Musik macht ihr?“ PJ Fairley  setzt sich sitzend gerade: „Viele Cover-Bands machen das gleiche: Du hörst „Listen To The Music“ von den DOOBIE BROTHERS oder „Long Train Running“. Oder es sind andere Songs, die aber jedermann nachspielt.“

„Ich habe mich entschieden, es anders zu machen. Zusammen haben wir uns dafür entschieden, Songs zu spielen, die man nirgendwo live hören kann. Ja gut, vielleicht wird oder wurde der eine oder andere Titel hier und da im Radio gespielt – aber man hört sie seltenst live. Wir spielen nicht die Hits, sondern die anderen ebenso guten und bekannten Tracks der Langspielplatten. Dabei bewegen wir uns im Funk & Soul und R&B aber auch Rock’n’Roll, Rock und Blues. Ausgewählte Tracks, die die Leute zwar kennen, aber niemals live hören.“

Für mehr Information und Livetermine geht auf die  Website PJ Fairley Band

Zum Schluss gibt’s hier ein komplettes Konzert von der Band in „Kultur123“ / Rüsselsheim (in der Playlist):

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Andreas Cattarius
Andreas Cattarius hat an der Fachhochschule Kaiserslautern Innenarchitektur studiert. Im Jahr 1995 gründete er mit Freunden den Live-Club „Fillmore Kaiserslautern“ und in den darauffolgenden Jahren machte sich dieser Liveclub überregional einen Namen mit erfolgreichen Konzerten für die Alternativszene. Als DeeJay und Talentscout entwickelte er eine Nase für Musik-Trends der alternativen Szene und förderte die lokale Musik- und DeeJay-Szene. In dieser Zeit erwarb er erste Kenntnisse im Schreiben von Bandbeschreibungen der Künstler, die in seinem Club auftraten. Er lernte was erfolgreiches Eventmarketing bedeutet und machte sich einen Namen als überregionaler Veranstalter für innovative Bands. Als Redakteur für das Kaiserslauterer Stadtmagazin „Pavillon“, hier zuständig für die Rubrik „Szene“, entwickelte er seine journalistischen Fähigkeiten. 2002 ließ er sich zum „Internetapplikationsentwickler“ ausbilden und erlernte das „Handwerk“ des Webdesigns. Er entwickelte bereits 2003 im Team einen Online-Lieferservice für Pizzas in Worms. Seit 2018 gehört er fest zum „Kunstgriff-Event“ Team.

1 Kommentar

  1. Tolle Story. Ich kenne PJ als Drummer, da ist er schon eine echte Groove Maschine. Jetzt als Frontmann macht er sich wirklich gut. Zusammen mit den anderen Musikern stehen da wohl fast 150 Jahre Live-Erfahrung auf der Bühne…..das spürt und das hört man.

    Ich denke, die Jungs werden eine Menge toller Auftritte abliefern, zumal auch das (Self-)Management hintendran stimmt, schon allein aufgrund der guten Vernetzung und weil sie fast alle relevanten Clubs und Veranstalter kennen.

    Und dann die Geschichte, wie die PJ-Fairley Band trotz Pandemie und räumlicher Trennung ihr Album aufgenommen hat….allein das wäre schon eine eigene Story wert

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