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Komponenten einer Lichtanlage – Die Grundlagen 1/3

© Unsplash

Bei nicht wenigen Bands beschleicht mich hin und wieder das Gefühl, in eine Art merkwürdiger Multimediashow hineingeraten zu sein! Und grad´ läuft die Szene mit dem Schattenkabinett. Die Musik ist zwar gut, doch die Musiker sind nur unklare Schemen …

Ein Live-Konzert als ein ganzheitliches Erlebnis für die Sinne

Wenn Ihr das Konzert als ein ganzheitliches Erlebnis für alle Sinne betrachtet, versteht Ihr auch den Aufwand, der da manchmal getrieben wird. Optisch monumentale Eindrücke werden geschaffen, um das akustische Geschehen wirkungsvoll zu unterstützen. Eine gute Gelegenheit, die Konzertbeleuchtung aus Ihrem Schattendasein herauszuholen und Euch ein paar Grundlagen zu zeigen.

Da gibt es erstmal eine ganze Reihe unterschiedlicher Intentionen

  1. Ihr wollt etwas oder jemanden sichtbar machen durch anleuchten – z.B. einzelne Musiker, das Schlagzeug oder vielleicht sogar Noten (der rein funktionale Aspekt).
  1. Ihr wollt Räume und Mehrdimensionalitäten schaffen durch geometrisch abgrenzendes Licht, durch mehrdimensionale Aufstellung oder farbige bzw. helligkeitsgeprägte Kontraste.
  1. Ihr wollt Atmosphäre und emotionale Stimmungen schaffen unter anderem mit Mitteln der Farbpsychologie.
  1. Ihr wollt reale Szenarien imitieren wie beispielweise einen Sonnenuntergang.
  1. Ihr wollt künstliche Effekte schaffen wie wandernde farbige Muster, Stroboskopblitze etc.
  1. Ihr wollt Bewußtseinszustände manipulieren, einen “visuellen Trip” mit psychedelischen Musikrichtungen, suggeriertem Drogenkonsum und entsprechendem Licht. Im der Praxis wird immer die Mischung dieser Aspekte das Ergebnis ausmachen.

Und wie leuchtet Ihr nun richtig aus?

Die 3 Variablen, mit denen Ihr arbeiten könnt, sind:

  1. Lichtrichtung
  2. Lichtqualität
  3. Lampentyp

Die Lichtrichtung als elementares Gestaltungsmittel

Licht aus lediglich einer einzigen Richtung läßt das beleuchtete Objekt eindimensional und flach erscheinen. Der Mix der Beleuchtung aus verschiedenen Richtungen ist die Basis für ein dreidimensionales Gesamtresultat.

Das Front- oder Vorderlicht …

… beleuchtet aus Richtung des Zuschauers das Bühnengeschehen. Dadurch wirken sowohl der beleuchtete Akteur als auch der umgebende Raum in etwa gleichhell und dadurch kontrastarm und ohne Tiefenwirkung.

Trotzdem ist dieses Licht unabdingbar, um Akteure aus der Sicht des Zuschauers gut erkennen zu können. Allerdings sollte das Vorderlicht unter rein funktionellen Gesichtspunkten mit möglichst geringer Intensität eingesetzt werden. Der Einfallswinkel sollte, bezogen auf das beleuchtete Geschehen, ca 35-45° vertikal betragen. So werden lange Schattenwürfe verhindert und der Akteur nicht geblendet.

Das Gegen- oder Rücklicht …

… befindet sich hinter dem Objekt und sorgt für Raumtiefe.

Das Seitenlicht …

… bringt die Dimensionen und die Dreidimensionalität des beleuchteten Objektes am besten zur Geltung.

Das Rampenlicht …

… wird – schräg von unten kommend – vor dem Objekt aufgestellt und sorgt durch den “unnatürlichen” Schattenwurf für dramaturgische Akzente.

Das Ober- oder Spitzenlicht …

… wirkt von oben und sorgt für mehr oder weniger weiche Übergänge zwischen den restlichen Beleuchtungsrichtungen.

20 Jahre am Lichtpult: Emanuelle Pedron vor Ihrer GrandMA3 (hier für Garbage, am 18.06.2019, Garage, Saarbrücken)

Die Lichtqualität ist ein weiteres Kriterium einer jeden Beleuchtung

Indirektes Licht  entsteht über von Flächen zurückgeworfenes Licht und dient dazu, weiche oder diffuse Lichtstimmungen zu erzeugen. Außerdem entschärft es die harten Schlagschatten, die immer dann entstehen wenn direktes Licht mit einer relativ kleinen abstrahlenden Fläche auf das Objekt fällt.

Die Helligkeit einer Lichtquelle  wirkt immer relativ zu Ihrer Umgebung. In einer dunklen Umgebung könnt Ihr schon mit geringer Lichtintensität (gedimmte Lampen) schöne Effekte erreichen. Nutzt daher die Möglichkeiten, die uns der Hell-Dunkel-Kontrast  bietet. Eine helle Dauerbeleuchtung wirkt flach, emotionslos und damit langweilig.

Lichtfarben

Farben  sind das Salz in der Suppe der Lichtgestaltung. Zum Einsatz können warme und/oder kalte Farben kommen. Harmonische, disharmonische oder komplementäre Farbmischungen und das Spiel mit den Farbintensitäten  gehören hier neben dem Wissen um die Farbpsychologie  zum Handwerkszeug eines Lichtdesigners.

Ihr könnt gezielt bestimmte Stimmungen auf der Bühne und damit beim Zuschauer erzeugen. Es ist ratsam, sich auf Kombination nur weniger ausgesuchter Farben gleichzeitig zu beschränken. Das wirkt eindrucksvoller als der Einsatz von 30 Farbtönen gleichzeitig. Es soll „farbig“ und nicht „bunt“ werden …

Farbphysik

Noch ein paar Grundlagen zur Farbmischung. Dazu klickt in die beiden Farbgrafiken, da könnt Ihr interaktiv am Bildschirm ausprobieren, wie die Farbmischerei funktioniert. Dazu noch ein allgemeiner Tipp im Web zur Farbphysik:
https://www.spektrum.de/lexikon/physik/farbe-und-farberscheinungen/4754
.

Farben können erzeugt werden durch:

einmal mit der subtraktiven Farbmischung:  Die 3 (Körper)grundfarben (magenta, cyan, gelb) werden als Farbfilter vor einer Lampe übereinandergelegt – die Lichtintensität verringert sich bis nichts mehr durchscheint …

Zum interaktiven Farbmischen ins Bild klicken

… oder mit der additiven Farbmischung:  Die 3 (Licht)grundfarben (rot, grün, blau) strahlen auf einen Punkt an einer weißen Wand – die Lichtintensität steigert sich bis zum weißen Licht.

Zum interaktiven Farbmischen ins Bild klicken

Interessante Videos zum Thema

Zum einen ein eindrucksvolles Beispiel von Helene Fischer´s “Farbenspiel” Tour , Alles über das Lichtdesign, die Bühne und den Sound – schaut´s Euch mal an:

… und zum anderen wurde auf A4i.tv  ein neues Video veröffentlicht, das den faszinierenden Einsatz des DST-Systems (Dynamic Stack Tracks)  von EXE Technology  während eines Konzerts der italienischen Rockgruppe „Subsonica“  dokumentiert:

Das Video von Area Four Industries  zeigt deren DST 52 System  in Aktion, wie es sich bewegt und mehrere LED-Screens über der Bühne positioniert, um der Performance sehr dynamisch neue visuelle Elemente zu geben.

Lampentypen

Lampen, also das Leuchtmittel, lassen sich grundsätzlich in 4 Klassen einteilen:

Glühlampen

  1. Der Klassiker sind Glühfaden- oder Halogenlampen. Ein Wolframdraht wird durch den ihn durchfließenden Strom erhitzt. Der Drat erzeugt 90% Wärme und 10% Licht. Das erzeugte Licht ist eher weich konturiert und wirkt durch einen hohen Rotanteil warm.
  1. Der Wirkungsgrad ist niedrig. Dimmen ist auf konventionelle Art (Phasenanschnitt) jedoch sehr leicht möglich. Die Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit sind nicht besonders hoch. Das ist auch einer der Gründe, warum dieser Lampentyp bald komplett durch LED- Technik verdrängt wird.

Entladungslampen

  1. Entladungslampen emitieren das Licht aus einem Lichtbogen , der sich zwischen 2 Elektroden ausbildet. Ein anderer Begriff ist Spektrallampe, da die abgestrahlte Farbe sich aus einer oder mehreren schmalbandigen Spektrallinien zusammensetzt, die sich aus der chemischen Dotierung im Lampeninneren ergibt.
  1. Damit ist die Gestaltung der Grundfarbe in weiten Grenzen wählbar. Entladungslampen haben ein Vorschaltgerät, das für die Zündung und die Strombegrenzung während des Betriebes nötig ist. Sie brauchen nach dem Einschalten einige Zeit, bis die volle Leuchtstärke erreicht ist und sind in aller Regel nur mechanisch dimmbar . Also nicht elektrisch per Dimmerpack. Einem etwas höheren Anschaffungspreis, bedingt durch den aufwendigen Aufbau, stehen hohe Effizienz und Wirtschaftlichkeit gegenüber.

Leuchtstofflampen

  1. Leuchtstofflampen zeichnen sich, bedingt durch die große Leuchtfläche, durch ein flächiges, konturloses Lichtbild aus. Ihren Einsatz finden sie hauptsächlich in Lichtkästen oder da, wo große Flächen gleichmäßig ausgeleuchtet werden sollen. Dimmbar über Vorschaltgeräte sind sie in der Anschaffung sehr preiswert bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer.

LED Technologie

  1. Die Entwicklung im LED Bereich ist nach wie vor in vollem Gange. Abzusehen ist, dass die Glühfadenlampen bis auf Nischenbereiche vollständig durch LEDs ersetzt werden. An dieser Stelle zähle ich lediglich die wichtigsten Vorteile in aller Kürze auf. Doch das sind einige:
  • Sehr guter Wirkungsgrad: 90% Licht und 10% Wärme
  • .
  • Die Lampen sind direkt per DMX dimmbar. Teure, schwere Dimmer und Lastkabel entfallen.
  • .
  • Einzelne Farben entstehen durch die Mischung von Rot +Grün+Blauen LEDs , feinere Töne durch zusätzliches Weiss, Amber und UV.
  • .
  • Sogenannte additive Farbmischung. Man erreicht die gewünschte Farbe durch Addition der einzelnen FARB-LEDs. Bei den klassischen Lampen wird der Lampe durch vorgeschaltete Filter Leistung entzogen = subtraktive Farbmischung. So bleiben beispielsweise von einer 1000 W Halogen-Weisslichtlampe mit Filter bei einem tiefen Blau nur noch 30 W übrig. Diese Leistung erzielt man mit einer 10W LED. 990W = 99% gespart.

Leicht zu transportieren

  • LEDs sind klein und leicht. Das bedeutet reduziertes Transport Volumen– erhöhte Lebensdauer. Eine gut designte Lampe kann ohne Weiteres 10.000 Stunden Lebensdauer erreichen, somit entfällt ein “Leuchtmitteltausch”. Klassische Lampen liegen bei ca. 300 -1000 Stunden Lebensdauer.
  • .
  • Durch das kleine Volumen, die Niederspannungstauglichkeit und die geringe Wärmeentwicklung können LEDs fast überall verbaut werden. Vorhänge oder quasi-durchsichtige Bühnenapplikationen sind bei LED nicht mehr entzündungsbefährdet. Außerdem lassen sich hiermit bei einem engen Pixelabstand lichtstarke Daylight Screens  bauen. Ein zusätzliches Plus sind die schnellen Schaltzyklen im Hochfrequenzbereich. Das schafft keine klassische Lichtquelle.

Neue Gestaltungsmöglichkeiten mit LED

Der Einsatz von Multifunktionslampen oder auch deren Farbwechselfähigkeit eröffnen dem kreativen Lichtdesigner bei drastisch reduziertem Materialeinsatz ganz neue Formen der Gestaltung.

Eins sollte man natürlich nicht vergessen: LED Licht ist kalt. Wer seine Musiker liebt, sollte in kalten Sommernächten vielleicht die ein oder andere wärmende klassische PAR Lampe mit aufhängen. Und noch eines sollte man wissen: Exklusives LED kostet. Preise von mehr als 5000 € pro Lampe sind nicht selten.

Was haltet Ihr für wichtig? Teilt Eure Erfahrungen und schreibt was in die Kommentare.

Hier geht es jetzt zu Teil 2, die Komponenten einer Lichtanlage – Lichtsteuerung 2/3

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Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.

2 Kommentare

  1. Hi Chris, es ist immer wichtig, die Grundlagen zu verstehen. Die ersten Lampen haben wir selber mit Tauchlack eingefärbt, die Lichtsteuerungen haben wir zusammengelötet und mit logic-Gattern bestückt. Anstelle von Dimmern hatten wir Schützschaltungen……..das hieß, dass in der Lichtecke immer lautes Gerattere herrschte, also bei jedem Lichtwechsel knallten die entsprechenden Kontakte

  2. Kompliment. Sehr anschaulich erklärt. Insbesondere die Beispiele mit der additiven und subtraktiven Farbmischung. Und beim Anschauen des Videos, in dem die bei den Konzerten von Helene Fischer eingesetzte Technik erläutert wird, ist mir vor lauter Staunen erst einmal die Kinnlade runter gefallen. Gut gemacht, mehr davon, weiter so.

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