Der Sound ist ein anderer mit Publikum … / © Shutterstock
Bestimmt kennt ihr das: Ihr geht zum Konzert einer tollen Band mit spitzen Musikern, einer mega Setlist und präzisem Timing. Handwerklich ist alles Oberliga, doch irgendwie klingt´s nicht gut. Die Bässe wummern und der Gesang wird von den Instrumenten begraben. Die Band kann noch so gut sein, doch wenn der Sound nicht stimmt, geht ihr mit einem durchwachsenen Gefühl nach Hause …
Die PA ist meist nicht das Problem
Es muss gar nicht an einem möglicherweise minderwertigen Beschallungssystem des Clubs liegen. Häufig fahren der Mann / die Frau am Mischpult den Mix „nach Gefühl“ und eigenen Vorstellungen, anstatt vor dem Soundcheck die Anlage solide einzupegeln.
Damit ihr nicht in die gleiche Falle lauft, habe ich für diejenigen unter euch, die schon etwas besser mit dem Behringer X32 vertraut sind, heute ein besonderes Schmankerl: Wo die Profis mit oft teuren Messprogrammen arbeiten, produzieren wir schon sehr brauchbare Ergebnisse indem wir unsere PA oder die Monitoranlage mit einem Messmikrofon und dem Behringer X32 „ausrauschen“ .
Früher habe ich dafür das Behringer Ultracurve Pro DEQ 2496 eingesetzt. Das 1HE hohe Gerät verfügt sogar über eine Automatik, die die Aussteuerung vornimmt. Aber da ich darauf bedacht bin, den Umfang unseres Tour-Equipments so klein wie möglich zu halten, hat es mich interessiert, diesen Ablauf mal auf dem X32 nachzubilden.
Um es kurz zu machen: Es geht. Wie? Das erkläre ich Euch anhand der nachstehenden Checkliste.
Dabei habe ich exemplarisch einen Monitorweg ausgerauscht, der aus Bus 5 ausgespielt wird. In den Fotos seht ihr deswegen „Bus 5“ . Wenn ihr euer Frontsystem einmessen wollt, müsst ihr anstatt „Bus 5“ einfach Main L+R anwählen. Das haben wir in der nun folgenden Checkliste so gemacht. Also: nicht verwirren lassen, wenn in den Grafiken „Bus 5“ steht, im Text dann aber Main L+R .
An Kanal 32 ist hier das Messmikrofon angeschlossen. In den 5 Fotos sind die einzelnen Arbeitsschritte dargestellt, der Beispiel-Lautsprecher wird hier nicht linearisiert.
Mikrofon aufbauen und anschließen
Das Messmikrofon wird auf einem Ständer befestigt und mitten im Raum an einer typischen Hörerposition aufgestellt. Das Mikro wird mit einem unbenutzten Kanal (z. B. 16 oder 32) des X32 verbunden. Dort wird die Phantomspannung aktiviert.
Real Time Analyser vorbereiten
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Du drückst den Meters Button und wechselst zum Real Time Analyser (Reiter RTA)
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Knopf 1: Du drehst ihn nach rechts bis zum Feld GEQ Defaults ; das wird durch Drücken aktiviert (= Use RTA Source)
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Knopf 1: Du drehst ihn weiter nach rechts bis zum Feld RTA Source ; das wird ebenfalls durch Drücken aktiviert (= Solo Priority)
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Knopf 2: Peak Hold (BAR) nach rechts drehen bis 2 Seconds angezeigt werden
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Knopf 3: Decay (RMS) nach rechts drehen, bis 8 Seconds angezeigt werden
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Knopf 4: Auto Gain nach rechts drehen, bis 30 dB angezeigt werden
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Knopf 6: Source nach rechts drehen, bis Kanal 16 (32) angezeigt wird und durch Drücken aktivieren (= Set)
Pink Noise erzeugen
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Du wählst Monitor Menü an und rufst dort den Reiter Oscillator auf
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Knopf 6: Destination auswählen: Main L+R – Knopf drücken (= assign)
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Knopf 4: Pink Noise auswählen – Knopf drücken (= select)
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Knopf 1: Generate – Knopf aufdrehen (= Level) und drücken (= aktiv)
Messen und adjustieren
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Jetzt drückst du wieder den Meters Button und wechselst zum Reiter RTA
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Der Solo Knopf an der RTA Source wird gedrückt (= d.h. an Kanal 16 bzw. 32). Dabei musst du darauf achten, dass im Monitor Setting weder Select follows solo noch Solo follows select aktiv sind.
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Jetzt Select Main L+R . Dann aktivierst du den EQ Button an der Konsole. Dadurch werden die 6 Bänder des parametrischen Equalizers über die Balken des RTA Displays gelegt.
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Du kannst noch Änderungen vom Main L+R vornehmen am CHANNEL EQ oder mittels des Insert Effekts am GRAPHICAL EQ , womit dann allerdings weitere Inserts wie z.B. ein Compressor nicht mehr möglich sind.
Beobachtungen und Erfahrungen
Sobald das Publikum in den Saal kommt, werden die Höhen stärker absorbiert als andere Frequenzbereiche. Im leeren Raum sollte es daher eher etwas zu brillant und „scharf“ klingen. Oder du regelst auf den leeren Raum ein und erhöhst mit dem Eintreffen des Publikums langsam breitbandig den Hochtonanteil.
Wenn es gelingt, zwischen 100 Hz und 10kHz keine Abweichungen von mehr als 3 dB zu haben, klingt die Anlage sehr neutral, und man hört die Musik – weniger den Raum oder die PA. Oft waren das die bestklingenden und am leichtesten abzumischenden Konzerte.
Schaut euch dazu dieses Video an:
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