Der Mann am Mischpult
Zum Einstieg eine, zugegeben etwas überzogene, Kategorisierung zweier Mixertypen, die man sich NICHT hinter das Mischpult (oder auch modern: das Wischpult) setzen sollte, sofern man beim Live Konzert gut klingen möchte:
- Der „King“: hat meistens Goldkettchen an und trägt ein Stageköfferchen mit sich rum. Man sieht ihm seine jahrelange Erfahrung an und außerdem kann er sowieso alles besser. Meist steht er an seinem Pult stark erhöht und in Privatgesprächen sind sowieso „alle Musiker Idioten – außer Billy Cobham vielleicht …“
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- Der „Schorsch“: Er ist bei jeder Probe dabei, in der Kneipe sowieso. Beim Konzert darf jeder am Mischpult sein Instrument so einstellen, wie er mag. Während des Konzertes sitzt er dann bei einem Bierchen stolz hinterm Mixer (oder an der Theke) und macht wenig, weil er „all die Knöpp gar net kennt“.
Ich glaube, beide Typen sind nicht gerade die richtigen Personen, für die Realisierung eines professionellen Konzerts. Bei Gigs jeglicher Größenordnung sollte der Mixer das „Ohr der Band im Publikum“ sein. Er sollte sich zusammen mit der Band einig sein, was da „draußen“ eigentlich zu hören sein sollte. Die Basis sind brauchbare Signale von der Bühne, der Rest ist Absprache.
Ausreichendes Fachwissen
Mit ausreichendem Fachwissen ist das realisierbar, soll heißen: nicht stundenlang an den vielen Knöpfen drehen, bis es aus erstaunlichen Gründen irgendwie einigermaßen gut klingt! Hört genau hin und registriert, was Euch am Sound stört. Ist etwas zu laut, klingt etwas komisch oder fehlt etwas? Ist das Problem vielleicht mit einigen Worten an den Bassisten (z.B. zu laut) zu lösen oder hat der Gitarrist seinen Combo wieder auf dem Boden in Kniehöhe stehen und hört sich deshalb nicht?
Ursachenanalyse
Daher: Betreibt erstmal eine analytische Ursachenforschung und handelt dann! Auch solltest Du als Mixer die Rolle eines jeden Instruments bei jedem Song beurteilen können und es dementsprechend im Mix verpacken. Einfach nur: Gitarre lauter – Gitarre leiser, zählt nicht, da ein Musikstück ein Arrangement verschiedener Klangfarben, Stimmungen und Intentionen ist, dessen Balance durch einen schlechten Mix leicht gestört werden kann.
Vorsicht mit Effekten
Diesem Arrangement muss sich auch der Einsatz der diversen Hall- und Echogeräte unterordnen, sie müssen unterstützend und nicht dominierend wirken (das neue Hallgerät kann man auch bei der Probe ausprobieren), es sei denn, sie werden bewusst als Stilmittel eingesetzt.
Voraussetzung für gutes Mixing: Know-How
Die Erfahrung zeigt, dass es bei Konzerten oftmals mit der Elektronik zu Problemen kommt. Da ist es gut wenn der Mixer auch technisch versiert ist und kleinere Schäden oder Probleme fachkundig beheben kann.
Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene:
- Schafft Euch das theoretische Wissen per Fachliteratur oder Tutorial drauf und übt vorab in Eurem Proberaum. Seid bei der Probe aktiv dabei und nehmt die Probe – das geht bei den meisten modernen Pulten- als Multitrack auf. Diese Aufnahme spielt Ihr dann wieder in die Einzelkanäle ein und könnt so wunderbar am „Klang“ und der Mischung experimentieren.
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- Und das sogar mit der Band zusammen, um gemeinsam Soundvorstellungen zu besprechen. Unabhängig davon sollte man üben, Feedbacks zu erkennen und zu eliminieren. Anfangs vielleicht mit dem Analyzer, später rein per Gehör. Dazu zeige ich Euch in Teil 3 einige Spezialtricks, die wenig bekannt, dafür umso wirkungsvoller sind.
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- Geht als Assistent mit dem Techniker einer befreundeten Band zu deren Konzerten. Helft dort mit und schaut ihm „über die Schulter“. Sicherlich erklärt er Euch gerne auch einige Dinge. Genauso gut ist es, bei einer Veranstaltungstechnikfirma als Praktikant oder Helfer mit dabei zu sein. Denkt in diesem Fall daran, dass Euer Status geklärt ist (z.B. BG-Anmeldung mit Unfallversicherung) und Ihr entsprechend versichert seid !!!
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- Es gibt ausreichend Bildungsangebote, die entweder Eure physische Anwesenheit erfordern oder auch als Fernkurse im Web (mit Praxisanteilen) stattfinden. Stellvertretend für viele sei hier das Hofa-College genannt. Der Besuch ist i.A. mit Kosten verbunden, es gibt hier allerdings Möglichkeiten, gefördert zu werden: Stichwort Bildungsgutschein der Arbeitsagentur.
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- Erweitertes Know-How: Die Erfahrung zeigt, dass es bei Konzerten oftmals mit der Elektronik zu Problemen kommt. Da ist es gut wenn der Mischpult-Bedienende (m/f/d) auch technisch versiert ist und kleinere Schäden oder Probleme fachkundig beheben kann. Das steigert den Marktwert. 🙂
Soweit dieser Teaser zum Einstieg ins Thema Livemixing. Bleibt dran, der 2. Teil lässt nicht allzu lange auf sich warten … In der Zwischenzeit schreibt gerne Eure Erfahrungen in die Kommentare
Jörg Kirsch