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Donnerstag, November 21, 2024
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10 Regeln für die erfolgreiche Zusammenarbeit in Bands

Noch Rookies: begeisterte Newcomerband / © Frankie Cordoba für Unsplash

Am Anfang brennt ein gewaltiges Feuer …

Die Ideen sprudeln, die Begeisterung ist riesig. Ja, wir gründen eine neue Band! Und dort machen wir all das, was wir in der alten Besetzung nicht hinbekommen haben!

Mit neuen Köpfen und frischem Wind. Rasch haben wir uns auf einen ganz bestimmten Musikstil geeinigt. Ein Name ist auch in kurzer Zeit gefunden und ein befreundeter Werbegrafiker entwirft bereits Unmengen von Logos.

… doch es ist ein ganz schönes Stück Arbeit

Irgendein kluger Kopf hat mal gesagt, „Du wirst nicht für’s Loslaufen belohnt, sondern für’s Ankommen“. Und tatsächlich ist es so, dass der anfänglichen Phase der Euphorie recht bald eine Phase der Ernüchterung folgt.

Nämlich dann, wenn es darum geht, nicht nur gemeinsam vertrackte Rhythmen, tolle Riffs und geile Chords auszuprobieren, sondern das (noch) kleine Gemeinschaftsprojekt namens „Band“ zum Laufen zu bringen.

Die Gefahr besteht darin, dass man in die „Wollte-Sollte-Könnte-Würde“  – Falle läuft!

Um das zu vermeiden, gilt es, konsequent Maßnahmen zu formulieren, zu beschließen und dann auch umzusetzen. Dieser Punkt ist bekanntermaßen eine Schwachstelle bei vielen Bands. Rasch heißt es dann, „Willi mach‘ mal“. Doch Willi hat keine Ahnung oder keinen Bock oder keine Zeit – oder gar alles drei gleichzeitig.

Und während die einzelnen Musiker mit tollen Riffs glänzen oder die Wahnsinns-Idee für den nächsten Song haben, ist die Band als Ganzes in organisatorischen Dingen völlig „unterbelichtet“.

Der erste Gig / © Frankie Cordoba für Unsplash

Entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg von Bands

Während meiner Zusammenarbeit in ungezählten Formationen habe ich gelernt, dass es auf die Basics wie Glaubwürdigkeit: – „Sag was Du tust und tue was Du sagst!“ – Und Zuverlässigkeit (ich halte mein Wort) ankommt. Außerdem sind ein paar grundsätzliche Dinge zu regeln. Hier kommen meine persönlichen Top Ten der Vereinbarungen:

1. Aufgaben zuordnen

Neben dem gemeinsamen Musizieren fallen in einer Band viele eher technische und administrative Aufgaben an:

Die Betreuung der Technik (Licht, PA, Mischpult, Monitoring, Recording), die Kommunikation in den verschiedenen Internet Plattformen (Facebook, Instagram, Youtube, Homepage) und der eher langweiligen Themen (wie Akquise, Marketing, Merchandising und Buchführung) sollte einzelnen Bandmitgliedern zugeordnet werden.

Und auch die Vertretung ist klar geregelt. Denn nichts ist peinlicher als bei einer kurzfristigen Terminänderung diese nicht auf den entsprechenden Kanälen aktualisieren und die Fans rechtzeitig informieren zu können, nur weil das betreffende Bandmitglied für ein paar Tage nicht erreichbar ist.

2. Geübt wird zuhause, geprobt wird zusammen

Gelernt wird zuhause. Bei den gemeinsamen Proben übt man nur noch das Zusammenspiel. So kann man überraschend schnell ein großes Repertoire aufbauen und wird nicht durch Fragen der Art „Wie ging der Lauf nochmal?“ ausgebremst.

Es gibt eine Reihe von Apps , die den einzelnen Musikern dabei helfen, das gesamte Programm zuhause ohne Unterbrechungen analog einem Live Auftritt zu üben und sich dabei von den (mit einem Field- oder Mehrspur-Recorder gemachten) Live- und/oder Proben-Mitschnitten begleiten zu lassen. Ausreden zwecklos.

Geübt wird zuhause / © Adobe

3. Pünktlich – egal, ob zur Probe oder zum Konzert

Die Probezeiten sind festgelegt. Etwaige Abwesenheiten werden von den Bandmitgliedern im Online Kalender des internen Bereichs der Homepage oder einer entsprechend vernetzten App für Musiker eingetragen. So weiß man vorher, wer (nicht) kommt und kann dann gezielt auch mal nur mit der Rhythmusgruppe oder den Vocals üben.

Profis wissen, dass das Zuspätkommen zur Probe oder zum Gig kein Kavaliersdelikt ist, sondern schlichtweg mangelnde Wertschätzung gegenüber den Mitmusikern bzw. dem Veranstalter.

Bei Bands, die sich überlegen, das Zuspätkommen mit Einzahlungen in die Bandkasse zu ahnden, würde ich mich fragen, warum die Motivation Einzelner auf der Strecke geblieben ist und ob es überhaupt noch gemeinsame Ziele gibt.

4. Umgang mit Vorschlägen

Rund um die Uhr können ALLE(!) Bandmitglieder ihre Song-Vorschläge auf dem internen Bereich der Band-eigenen Homepage (oder entsprechenden Apps) als Audio Datei hochladen.

Das schafft den notwendigen Überblick und vermeidet Doppelungen. So kann man sich von nahezu jedem Ort der Welt aus die Ideen der Kollegen/innen anhören und rückmelden, ob man den jeweiligen Titel spielen möchte oder eher nicht.

5. Das Programm abstimmen

Die Setlists mit den erfolgreich einstudierten und auf “grün” gesetzten Titeln schneiden wir auf die jeweilige Location und Zielgruppe zu (Inhalt / Ablauf / Pausen / Zugaben). Natürlich geht das auch auf einer Serviette oder aber mit einer Textverarbeitung.

Viel einfacher klappt das jedoch mit einer App, die auch gleich alle relevanten Zeiten ausrechnet. Bei entsprechender Dateneingabe kann man damit auch die notwendigen Listen für GEMA & Co. erzeugen und versenden. Gerne auch zusammen mit dem per App erzeugten Stage Layout / Technical Rider.

6. Gagenvorstellungen klären

Will die Band nur bei Onkel Rudi´s Geburtstag spielen, ist eines klar: Ihr müsst alle eure Auslagen selbst tragen und regelmäßig in die Bandkasse einzahlen, um z.B. die Proberaummiete zu begleichen.

Doch will die Band öffentlich auftreten, stellt sich rasch die Frage: Spielen wir für den Hut (50 bis X Euro)? Oder verlangen wir eine Mindestgage? Ich kenne eine Kneipe, die gibt einen 100er pro Abend – egal, wie groß die Band ist. Dafür kann man dann drei Stunden auf einer abgerockten Bühne vor besoffenen Studenten spielen, muss aber PA und Licht selbst mitbringen. Das macht ihr vielleicht zwei, drei Mal und redet euch ein, es sei gut als Promo-Gig.

Aber das stimmt nicht: Trotz allen Verständnisses für die stets jammernden Gastronomen: Ihr beteiligt euch damit am Niedergang der Musikszene. Und redet euch bloß nicht ein, es handele sich dabei um eine bezahlte Probe.

Klärt dieses Thema erstmal grundsätzlich und besprecht diese Dinge vor jeder neuen Gig-Vereinbarung (oder haltet die ereignisbezogenen Gagen-Absprachen im elektronischen Gig-Kalender fest). Sonst hängt der Haussegen bald schief.

7. Akquise von Gigs

Toll ist es, wenn die Band bereits über einen Agenten verfügt und sich nicht selbst um neue Gigs kümmern muss. Denn die Akquise kostet viel Zeit und die damit verbundene Terminabstimmung mit allen Beteiligten kann sehr frustrierend sein.

Ein Riesenvorteil ist es, wenn es ein gemeinsam genutztes Online Programm gibt, in dem die Bandmitglieder ihre Abwesenheiten eingetragen haben.

Obwohl ich mit Agenten zusammenarbeite, halten wir es bei all meinen Bands so, dass neue Gigs von allen Bandmitgliedern akquiriert werden können. In Abhängigkeit davon wird festgelegt, wer den Lead übernimmt, um den jeweiligen Club / Event Manager nicht mit wechselnden Ansprechpartnern zu irritieren.

Für die darauf folgenden Schritte (Vertragsverhandlungen, Veröffentlichung, Anmeldung GEMA, Poster-Versand, Presseinfo, Korrespondenz mit dem Haustechniker) gibt es einen festen Ablaufplan und die entsprechenden Vordrucke.

8. Vor dem Gig: Auszahlungsmodus vereinbaren

In der Mehrzahl meiner Bands haben wir es so geregelt, dass die Gage (nach vorherigem Abzug aller Ausgaben wie PA-Miete, Licht, Tontechniker, Agent etc.) durch die Zahl der Musiker geteilt wird. Ist der Tontechniker ständiges Mitglied der Band, erhält er den gleichen Anteil wie ein Musiker.

Für die erfolgreiche Akquise von Gigs bekommt das betreffende Bandmitglied von uns nochmal denselben Anteil als Aufwandsentschädigung. Im Klartext: Bei fünf Musikern, einem Tontechniker und 700 Euro erhält jener Musiker, der den aktuellen Gig besorgt hat, also einen 100er extra. Wenn man bedenkt, wie viele Tage er/sie dafür am Telefon verbracht hat und wie viele leider nicht erfolgreiche Mails und Marketing Sets er/sie versandt hat, ist das nur fair.

Natürlich könnt ihr das alles selbst mit Excel oder anderen Tools ausrechnen. Es gibt auch Apps, die machen das (fast) automatisch.

9. Buchführung organisieren

Geld ist ein Thema, an dem erfahrungsgemäß viele Bands zerbrechen. Einerseits fallen bereits ab dem ersten Tag Kosten an, wie z.B. für die Anmietung des Proberaums, die Foto Session, den Druck der Plakate, den Betrieb der Homepage, den Kauf der Domain Adresse (URL) oder für die Produktion von Merchandise und Marketing Artikeln.

Und sehr bald gerät man in den vierstelligen Bereich.

Andererseits reichen gerade im ersten Jahr die Einnahmen bei weitem nicht aus, um wenigstens die Spritkosten und die Übernachtungen bezahlen zu können. Also muss eine Bandkasse mit ordnungsgemäßer Buchführung her. Auch, weil das Finanzamt sich unter Umständen irgendwann für Euch interessiert. Also: Wer von euch macht’s?

10. Einer hat den Hut auf

Wie bei jedem erfolgreichen „Unternehmen“ ist es wichtig, dass es “am Ende des Tages”  eine Person gibt, die das Sagen hat und z.B. auch gegenüber der GEMA als Bandleader fungiert, Verträge unterschreibt und für die Homepage verantwortlich zeichnet.

Sonst läuft man schnell in Gefahr, dass notwendige Entscheidungen vertagt werden, weil man niemandem auf die Füße treten will. Denn übersteigertes Harmoniebedürfnis und extrem gelebte Basis-Demokratie können jede noch so begnadete Band lähmen oder gar zerstören.

Die Regeln: klar formuliert und doch flexibel umsetzbar

Klar, Organisation ist nicht jedermanns Sache. Ich kenne Musiker, die regelrecht allergisch auf jeden Versuch reagieren, Struktur in das kleine Gemeinschafts-Unternehmen zu bringen. Aber bevor es zu (vermeidbarem) Ärger kommt, möchte ich Euch noch ein Zauberwort mitgeben.

Es heißt “Augenmaß” . Denn Regeln sind nicht in Zement gegossen. Und so mancher sich abzeichnender Konflikt lässt sich bei einem Glas Bier oder einer gemeinsamen Pizza lösen. Echt.

Mit welchen Vereinbarungen habt Ihr schon gute Erfahrungen gemacht? Ich freue mich über eure Kommentare.

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Chris Hinz
Chris Hinz verfügt über eine 6-jährige klassische Ausbildung am Piano und eine 3-jährige Ausbildung an der Sakralorgel. Er ist seit mehreren Jahrzehnten in der Musikszene Rhein Main aktiv und aktuell mit zwei Coverbands und einem Smooth Jazz Duo unterwegs. Chris Hinz ist freiberuflicher Unternehmensberater und war lange Zeit für ein namhaftes IT Unternehmen tätig.
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